108 Neue Geschichte.
erneuert, neue (Orden der Ehrenlegion) gestiftet. Die durch die Revolution
gewonnenen Freiheiten wurden dem Volke fast alle wieder genommen.
Bald darauf wählte die cisalpinische Republik Napoleon auch zum Könige
von Italien. Zu Mailand setzte er sich die eiserne Krone der Lombarden
mit den Worten auss Haupt: „Gott gab sie mir, wehe dem, der sie
berührt."
X. Kiedrich Wilhelm III.
■ (Bis zu den Freiheitskriegen)
1. Ariebrich Wilhelm und Luise.
a. Friedrich Wilhelms Jugend. Friedrich Wilhelm, der Sohn
Friedrich Wilhelms II., ward am 3. August 1770 in Potsdam geboren.
Seine erste Jugendzeit fällt noch in die Zeit Friedrichs des Großen, der
zu dem Knaben eine große Liebe hegte.
Kurz vor seinem Tode begegnete der große König dem jungen Prinzen im
Garten von Sanssouci und ließ denselben eine französische Fabel übersetzen. Als es
vortrefflich gelang und der erfreute Onkel den fleißigen Neffen lobte, sagte dieser, daß
er gerade diese Fabel mit seinem Lehrer erst vor wenigen Tagen durchgenommen
habe. Da streichelte ihm der alte Fritz die Wangen und sprach: „So ists recht,
lieber Fritz, nur immer ehrlich uud aufrichtig! Wolle nie scheinen, was Du nicht
bist; sei stets mehr, als Du scheinst!" Im Weitergehen fuhr er fort: „Es wartet
Großes auf Dich, ick fürchte, Du wirst einmal einen schweren Stand haben. Wache
über unsere Ehre und unfern Ruhm; begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch
feine!" Dann reichte er ihm die Hand und sprach: „Fritz, vergiß diese Stunde nicht!
Das üppige Leben am Hofe seines Vaters war dem Prmzen aufs
äußerste zuwider; auch gewöhnten ihn seine Erzieher an Sparsamkeit.
Als Familienvater erzählte er später seinen Kindern: „Ich erhielt zu
meinem Geburtstage ein Reseda-Töpschen, sechs Dreier an Wert; und
wollte mein Hofmeister mir etwas zu gute thun, so ließ er mir für
einen Groschen Kirschen geben." Später erhielt er zu seinem Adjutanten
den Major von Köckeritz, einen Mann von großer Wahrhaftigkeit,
aber ohne tiefe Bildung. Er hatte nie im Kriege gefochten und wünschte
nichts so sehr, als Ruhe und Frieden. Wegen seiner sonst vortrefflichen
Eigenschaften gewann dieser Mann noch für spätere Zeiten, die etn
entschlossenes Handeln verlangten, großen Einfluß auf den künftigen
König. An persönlichem Mut fehlte es diesem nicht: in dem Kriege
qeqen die französische Revolution eroberte er an der Spitze eines Bataillons
das Dorf Kostheim und wurde von seinem Vater auf der eroberten
Schanze umarmt; ebenso stand er bei der Belagerung von Verdun im
Feuer. Auf dem Rückzüge, der dem preußischen Heere 12000 Mann
kostete, lernte er das Elend des Krieges in furchtbarer Weise kennen,
und dieses Bild prägte sich seiner Seele tief ein.
b. Heirat und Eheglück. Auf dem Feldzuge des Jahres 1793
sah Friedrich Wilhelm feine künftige Gemahlin Luise zum erstenmal.
Sie war am 10. März 1776 in Hannover geboren, wo ihr Vater,
der Herzog Kart von Mecklenburg-Strelitz, damals englisch-hannoverscher