1'2 Neue Geschichte.
Fahnen, aus den Fenstern wehten die Tücher; zum Himmel auf stieg
aus tausend Herzen die Bitte um Sieg und frohe Heimkehr unsers
Königs Wilhelm. Die deutsche Jugend aber sang in Dorf ltnd Stadt:
»Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am
Rhein!"
b. Krieg gegen das kaiserliche Frankreich. 1. Saarbrücken;
Weißenöurg; Wörth; Spichern. Die Feindseligkeiten begannen damit,'
daß die Franzosen unter Frvssard mit großer Übermacht die aus
1000 Mann bestehende Besatzung von Saarbrücken angriffen. Bierzehn
Tage lang hatte diese durch kluge Manöver den Feind über ihre
Stärke getäuscht. Als der Kommandeur Befehl erhielt, zurückzugehen,
telegraphierte er zurück: „Das Verhalten der Franzosen zeigt, daß sie
sich vor uns fürchten." Da erhielt er Erlaubnis, noch zu bleiben. Am
2. August ließ Napoleon selbst 40 000 Mann gegen Saarbrücken
vorgehen und diese Stadt beschießen. Nachdem sich die mutige Be¬
satzung noch eine Stunde gewehrt hatte, erhielt sie den Befehl zum
Rückzüge. Sie hatte ihren Zweck erreicht, denn es waren inzwischen
größere Heeresmassen zum Schutze der deutschen Grenze herbeigerückt.
Die französischen Siegesberichte aber sprachen von einer „großen Schlacht
bei Saarbrücken." Napoleon telegraphierte an seine Gemahlin: „Wir
waren in erster Linie; die Gewehr- und Kanonenkugeln fielen zu unfern
Füßen nieder. Louis hat eine Kugel aufbewahrt, die dicht neben ihm
einschlug. Es gab Soldaten, welche weinten, als sie ihn so ruhig
sahen". Als der Kaiser abends nach Metz zurückkehrte, feierte die Stadt
mit einer glänzenden Illumination den „ersten Erfolg." Es war die
einzige Siegesfreude des Kaisers, denn von jetzt an errangen die Deutschen
Sieg auf Sieg.
Am 3. August überschritt die kronprinzliche Armee den elsässischen
Grenzfluß, die Lauter, und konnte schon am folgenden Tage den glän-
4 Aug. zenden Sieg bei Weißenburg melden. Die Franzosen hatten hier
den Vorteil einer sehr festen Stellung, denn die Stadt war mit Wall
und Graben umgeben und der dahinter liegende steile Gaisberg stark
befestigt. Trotz dieser Schwierigkeiten wurden beide Punkte genommen,
und der Feind floh mit Zurücklassung seines Zeltlagers. Der fran-
zösische General suchte und fand den Tod, nachdem die Schlacht schon
verloren war. An 1000 Gefangene, meist Turkos,1 fielen den Siegern
in die Hände. Der König telegraphierte seiner Gemahlin: „Unter
Fritzens Augen einen glänzenden ab er blutigen Sieg erfochten
1 Turkos und Zuaveu ftnb afrikanische Völker aus Algier, das Frankreich
1830 erobert hat. Beim Angriff erheben sie ein wüthendes Geheul, sind gegen
wehrlose Feinde tierisch grausam, gegen unsere Soldaten vermochten sie nichts. Die
Zephyrs sind Sträflinge und Verbrecher der französischen Armee, welche in Afrika
in Garnison liegen. Sie sind als Auswurf der Gesellschaft geächtet, fönnett aber
durch große Tapferkeit sich die Freiheit wieder erwerben. — Solche Truppen führte
die „gebildetste" (?) Nation wider alles Völkerrecht gegen unsere Soldaten.