Der falsche Waldemar. 7
Ludwig heiraten zu können, ihre erste Ehe mit Johann Heinrich,
dem Sohne des Königs von Böhmen, durch den Kaiser trennen, ohne
die Erlaubnis des Papstes einzuholen. Da dies gegen die Kirchengesetze
verstieß, that der Papst den Markgrafen Ludwig und dessen Vater, den
Kaiser, in den Bann. Dies benutzte der Bruder Johann Heinrichs,
Karl von Mähren, daß der Kaiser von dem Papste aller seiner Würden
entsetzt und er selbst als Karl IV. zum Kaiser gewählt wurde. Ludwig
setzte sich zur Wehr, starb aber bald auf der Bärenjagd, vielleicht an
Gift. Nun wurde es Karl leicht, sich als Kaiser zu behaupten. Aber
sein Bestreben ging sogar dahin, dem Markgrasen Ludwig Brandenburg
zu entreißen, und weil er einen offenen Kampf mit Ludwig scheute,
suchte er sein Ziel durch List und mit Hülfe eines kühnen Gaukelspiels
zu erreichen.
Seit dem Tode des Markgrafen Waldemar hatte bte Mark
Schweres durchgemacht: die vielen Kriege hatten das Land verwüstet,
die hohen Steuern drückten das Volk, und dazu lastete noch der Bann-
fluch des Papstes auf dem Lande. Mißmutig gedachte das Volk gern
der ruhmreichen Zeiten Waldemars und beklagte dessen frühen Tod.
Plötzlich erscholl die Kunde, Waldemar lebe noch und sei eben als
Pilger aus Palästina zurückgekehrt.
Bald darauf, im Jahre 1348, trat ein Pilger auf und begehrte, vor den
Erzbischof von Magdeburg geführt zu werden, dem er höchst wichtige Dmge nntzu-
teilen habe. Die Diener aber wiesen ihn ab und reichten ihm nur einen Becher
mit Wein. In diesen Becher warf der Pilger seinen Siegelring und bat den
Diener, denselben zum Erzdischof zu bringen. Als dieser den Ring sah, erkannte er
ihn sofort als den Waldemars und ließ den Pilger vor sich bringen. Dann fragtt
er diesen, wie er in den Besitz des Ringes gelangt sei. „Es ist der meinige", sprach
der Fremdling, „denn wisse, ich bin der totgeglaubte Waldemar. Gewissensbisse
roeaen meiner Heirat mit einer nahen Verwandten veranlagten mich zu em^r Wall¬
fahrt nach dem heiligen Grabe, und um diese ungestört unternehmen zu können,
stellte ich mich tot und ließ einen andern, der eben gestorben war, statt metner be¬
graben. In Jerusalem nun hörte ich, wie arg es fremde Fürsten m meutern Lande
treiben, und so bin ich zurückgeeilt, daß es derjenige erhalte, dem es gebührt, uamlich
Rudolf von Sachsen. Darnach will ich meine Tage in Ruhe beschließen. Die
Anwesenden fanden zwischen dem Redenden und dem verstorbenen Waldemar die
größte Ähnlichkeit und baten ihn, die Regierung wieder zu übernehmen. _
Der Fremdling ging nach Brandenburg, wo er mit Frenden
empfangen wurde. Fast das ganze Land fiel ihm zu; Kaiser Karl
ließ durch ein Gericht den „wiedergekehrten Waldemar" für den verstor-
benen Markgrafen erklären, nannte ihn in einem Schreiben „lieber
Schwager" und zog mit Heeresmacht gegen Ludwig. Nur die Städte
Frankfurt, Spandau, und Brietzen (seitdem Treuenbrietzen genannt)
blieben Ludwig getreu; hinter den Mauern Frankfurts setzte sich derselbe
mit Hülfe der treuen Bürger zur Wehr. Auch stellte er mit andern
Fürsten gegen Karl IV. einen Gegenkaiser auf. Da hielt der Kaiser es
für wichtiger, seine Stellung im Reiche zu sichern und machte mit allen
Fürsten, auch mit Ludwig, Frieden. Er ließ durch ein anderes Gericht
aussprechen, daß der Pilger nicht Waldemar sei, und forderte die Bran-
denburger zum Gehorsam gegen Ludwig auf. Dieser aber legte aus