Full text: Der Lehrstoff der dritten Klasse (Teil 2: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren, Abt. 1)

128 Von Rudolf von Habsburg bis zur Kirchentrennung. § 62 
bacher gehalten hatten. Zugleich unterstützte er den Aufstand, den der 
falsche Waldemar in der Mark gegen Ludwig von Brandenburg erregt 
hatte. Infolgedessen sah sich das Haupt der bayrischen Partei gezwungen, 
den Widerstand gegen Karl IV. aufzugeben, um die Markgrafschaft 
Brandenburg seinem Hanse zu erhalten. Damit war auch die Rolle 
des angeblichen Waldemar zu Ende. Karl IV. ließ ihn für einen Be- 
trüger erklären und entsetzte ihn seiner Würden und Lehen. 
Kaum war der Friede im Innern gesichert, als Deutschland und 
ganz Westeuropa von schweren Heimsuchungen getroffen wurden. Von 
Italien aus verbreitete sich nämlich die Pest, der Schwarze Tod genannt, 
bis nach Norddeutschland und forderte besonders in den Städten, wo 
auf engem Räume unter ungünstigen gesundheitlichen Verhältnissen große 
Menschenmassen zusammengedrängt lebten, ungeheure Opfer. Man 
klagte aus Haß gegen die Juden diese der Brunnenvergiftung an. In- 
folgedefsen entstand, besonders in Süddeutschland und am Rhein, eine 
grausame Judenverfolgung. Papst Clemens VI. nahm die Juden 
gegen die unsinnige Beschuldigung der Christen energisch in Schutz. Der 
religiöse Sinn der Zeit sah in dem Auftreten der Seuche eine Strafe 
des Himmels. Daraus erklärt sich das Auftreten der Geißelbrüder, die 
prozessionsweise von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt zogen und 
sich bis aufs Blut geißeltenz um den göttlichen Zorn zu versöhnen ^). 
Die Geißelfahrten wurden bald zu einem großen Unfug, und kirchliche 
wie weltliche Obrigkeit verboten sie. 
3. Karls IV. Sorge für Böhmen. Karl IV. stand den Zuständen 
in Deutschland ziemlich gleichgültig gegenüber, seine nächste Sorge galt 
Böhmen, das ihm nach dem Tode seines Vaters Johann auf dem 
Schlachtfelde zu Creey 1346 als Erbe zugefallen war. Hier herrschten 
traurige Verhältnisse. Karl stellte zunächst Ordnung und Wohlfahrt im 
eignen Lande her. Er zog Künstler und Handwerker nach Böhmen 
und machte Prag zu einer Stadt der Paläste, hob den Ackerbau, unter- 
stützte den Handel durch Anlegung von Straßen und schuf 1348 der 
Wissenschaft durch Gründung der Universität Prag, der ersten in 
deutschen Landen, eine Heimat in seinem Reiche. Jede Störung der 
öffentlichen Sicherheit und des Landsriedens sand strenge und sofortige 
Ahndung. 
4. Karls IV. Kaiserkrönung nnd Erlaß der Goldnen Bulle. Nachdem 
er so zunächst für die Wohlfahrt seines Erblandes gesorgt hatte, zog er 
1354 über die Alpen und empfing in Rom aus der Hand des päpst- 
lichen Legaten die Kaiserkrone. Um die Verhältnisse in Italien 
kümmerte er sich in keiner Weise. Nach Deutschland zurückgekehrt, erließ 
er 1356 das auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz verein- 
l) Quellenbuch S. 109.
	        
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