122 Geschichte des Mittelalters. — Zweite Periode.
den sie einluden, sein Erbe anzutreten. Da zog dieser im Vertrauen auf den
Zauber seines Namens und begleitet von seinem treuen Freunde Friedrich von
Baden über die Alpen, wo er von dem wetterwendischen Volke mit Jubel empfangen
wurde. An der Grenze seines Königreichs, bei Scnrcola, siegte er zwar; als sich
aber seine Söldner nach alter deutscher Unsitte zu früh zum Plündern zerstreuten,
wurden sie von einem französischen Hinterhalt überfallen und verloren den Sieg
wieder; durch Verrat fielen Konradin und sein Freund dem Gegner in die Hände, der
ihnen den Prozeß auf Hochverrat machte und sie zum Tode verurteilen ließ. Am
1*268 Golf von Neapel, wo das Land seine wunderbare Schönheit am herrlichsten offenbart,
erhob sich das Schafott. Die letzten Gedanken Konradins weilten bei seiner fernen
unglücklichen Mutter: „O Mutter," rief er, „welches Herzeleid bereite ich dir!" Dann
empfing er den Todesstreich. Als Friedrich das Haupt des treuen Freundes fallen
sah, schrie er laut auf; dann folgte er ihm in den Tod. Vier Jahre später starb
auch der letzte Hohenstanfe Enzio nach 23jähriger Kerkerhaft. Das übermütige
Austreten der Anjons auf ©teilten aber hatte zur Folge, daß ihnen diese Insel in der
„sieilianischen Vesper" bald wieder entrissen wurde. Am Ostermontage 1282
metzelten die Bewohner zur Vesperzeit die ihnen in die Hände fallenden Franzosen
nieder. Peter von Aragonien, der Schwiegervater Manfreds, vertrieb dieselben
aus Messina, ihrem letzten Stützpunkte. Peters Sohn wurde als König von Sieilien
anerkannt.
b. Rückblick. Die Geschichte des an sich so herrlichen Geschlechts
der Hohenstaufen ist im ganzen für Deutschland verderblich gewesen.
Während sie die Mission im Osten ganz außer Augen ließen, machten
sie Italien zum „Grab der Deutschen". Sie entäußerten sich dabei nicht
nur ihrer Familien guter, sondern verschleuderten auch die Hoheitsrechte
(Regalien) an die Vasallen, die aus den zerstückelten Herzogtümern hervor-
wuchsen und durch die ihnen übertragenen Rechte des Gerichts, der Münze,
der Zölle und des Bergrechts zu Landesherren wurden. Wie aus Sachsen
und Bayern waren auch aus den anderen Herzogtümern viele kleine
selbständige Gebiete entstanden. Aus Lothringen gingen hervor: Elsaß,
Luxemburg, Limburg, Flandern, Hennegau. Holland, Brabant, Jülich,
Kleve, Berg, die Bistümer Trier, Köln. Utrecht, Lüttich, Metz. Toul,
Verdun; aus Schwaben: Württemberg, Baden, Hohenzollern, Habsburg,
sowie die Reichsstädte Augsburg. Ulm, Straßburg u. a.; aus Franken: die
Pfalzgrafschaft bei Rhein, Henneberg, Nassau, die Bistümer Mainz,
Speier, Worms. Fulda, Würzburg, Bamberg, sowie die Reichsstädte
Frankfurt und Nürnberg. Im ganzen übten mit den reichsunmittelbaren
Rittern etwa 1000 Herren die Landeshoheit aus.
Das Zeitalter der Areuzzüge.
§ 80. Die Kirche.
Wenngleich auch noch in der christlichen Zeit die Spuren des Heiden-
tums in den Lebensanschauungen des Volkes, sowie in rohen Gewalt¬
taten einzelner zu Tage traten, so war doch das Gemütsleben des deutschen