Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

36 Morgenländische Völker. 
zur Weltherrschaft führte, die Juden, die er befreite, die Griechen, die er 
unterwarf: alle rühmen den Edelmut, mit welchem er auch den besiegten 
Gegner behandelte. 
t). Kambyses, der älteste Sohn des Cyrus, folgte seinem Vater in 
der Regierung und richtete seine Waffen sofort gegen Ägypten, die einzige 
Großmacht, welche noch neben Persien bestand. Die Phönizier stellten 
eine Flotte, die cyprischen Fürsten und Polykrates von Samos traten zu 
ihm über, und die Araber der Sinaihalbinsel verpflichteten sich, dem durch¬ 
ziehenden Heere Trinkwasser zu liefern; die Führung desselben übernahm 
ein aus Ägypten flüchtig gewordener Söldnerführer. Da Kambyses 
fürchtete, daß während seiner Abwesenheit sein jüngerer Bruder Smerdis 
sich zum Könige aufwerfen werde, ließ er ihn vor der Abreise heimlich 
525 aus dem Wege räumen. In der Schlacht bei Pelusium wurde das 
Fig. Grabdenkmal des Cyrus (bei Nurghab). 
ägyptische Heer besiegt, die Hauptstadt Memphis fiel. König Psammetich 
wurde gefangen genommen und nach Persien geschickt. Kambyses nahm 
den Titel Pharao an; an die Spitze des Landes stellte er einen persischen 
Statthalter und belegte die wichtigsten Orte mit persischer Besatzung, im 
übrigen änderte er in der Einrichtung des Landes nichts. Auch Libyen 
und Kyrene unterwarfen sich; die Absicht, das blühende Karthago zu er- 
obern, konnte Kambyses nicht ausführen (S. 27). 
Fast drei Jahre war Kambyses in Ägypten gewesen, da rief ihn 
eine Empörung in die Heimat zurück. Ein Magier, der Smerdis ähnlich 
sah, gab sich für den Ermordeten aus, forderte zum Abfall von Kambyses 
auf, und alles Volk fiel ihm zu. Kambyses starb schon auf dem Heim- 
Wege in Syrien: „er fand den Tod durch eigene Hand"; ob er sich aus 
Reue und Scham wegen des Brudermordes selber erdolcht, oder — wie 
erzählt wurde — beim Besteigen des Pferdes unvorsichtigerweise die 
Todeswunde beigebracht hat, ist nicht bekannt.
	        
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