46. Aus der Zeit der Befreiungskriege.
151
Nun wurde auch Sachsen von den Preußen und Russen auf-
gefordert, sich ihnen anzuschließen. Die Mehrheit des Volkes war
gewiß dafür, aber die leitenden Kreise dachten anders; König
Friedrich August lehnte ab und erklärte jede Erhebung für die deutsche
Sache für eine Gesetzwidrigkeit. Nur auf Osterreich wollte er sich
stützen, und er ahnte, nicht, daß Osterreich schon im geheimen Bunde
mit Rußland und Preußen stand.
Die Verbündeten drangen aber trotzdem weiter nach Westen
vor. Ihnen kam Napoleon von Erfurt her entgegen. Als er sich
von Weißenfels nach Leipzig zu bewegte, griffen ihn Blücher und
Wittgenstein am 2. Mai bei Großgörschen an, wurden aber zurück-
geworfen, so daß Napoleon östlich über die Elbe vordringen konnte
und die Verbündeten noch bei Bautzen besiegte.
Im Rücken des französischen Heeres taten besonders die
Lützower dem Feinde großen Abbruch. Sie schwärmten am
linken Elbufer auf und ab und suchten namentlich die Verbindung
der Franzosen mit dem Westen Deutschlands zu verhindern. Nach
Abschluß des Waffenstillstandes zogen sie sich bis hinter die Mulde
zurück. Trotz der Waffenruhe wurden sie aber am 18. Juni bei
Kitzen (Kreis Merseburg) angegriffen, wobei Theodor Körner ver-
wundet wurde, sich aber noch retten konnte. Nach Beendigung des
Waffenstillstandes wurde die blutige Schlacht bei Dennewitz zum
Teil noch auf dem Boden unserer Provinz ansgefochten. Hier be¬
reiteten namentlich auch die sächsischen Truppen den beiden Generalen
Bülow und Tanenzien schwere Stunden; fünfmal mußten die Preußen
das DorfGölsdorf mit stürmender Hand nehmen, bis sie es endlich
behaupteten. Die Sachsen waren es, die es so zähe verteidigten.
Sie hatten dabei so gelitten, daß sie ganz neu formiert werden
mußten; und doch verkündete Napoleon in der Leipziger Zeitung,
daß der Verlust der Schlacht nur der schimpflichen Flucht der Sachsen
Zuzuschreiben sei.
Nachdem Aork bei Wartenburg (südöstl. von Wittenberg) den
Übergang über die Elbe erzwungen hatte, zog Napoleon seine Streit-
fräste um Leipzig zusammen, wo es dann zu der Völkerschlacht kam.
3. Das Ende des Königreichs Westfalen. Schon anfangs
Oktober machte ein russisches Reiterheer unter Tschernitschew einen
Streifzug gegen Kassel. Jerome entfloh, erließ aber noch eine
Proklamation, worin es heißt: „Westfalen, ein Haufe Kosaken ist in
das Königreich eingedrungen und hat auf kurze Zeit die Hauptstadt
besetzt. Der Anführer dieser Truppe wagte es, die Auflösung der
heiligsten Bande, welche euch an den Besten der Fürsten knüpfen,
zu verkünden. Er mißkannte eure Anhänglichkeit an den König!
Westfalen, setzt eure friedliche Beschäftigung fort und rechnet auf
euren Herrfcher, welcher nur mit eurem Glücke sich beschäftigt!" Nach
Tschernitschews Abzug kehrte dann Jerome noch auf einige Tage