Full text: Geschichte der Provinz Sachsen

17. Die Landgrafen von Thüringen aus dem Geschlechte Ludwigs zc. 49 
sein sollte. Im Jahre 1156 legte er, alt und lebensmüde, Rüstung 
und Schwert im Dome zu Meißen am Altare nieder und begab sich 
nach dem Petersberge. In einer feierlichen Versammlung seiner 
Söhne, seiner Verwandten und Lehnsmannen traf er seine letzten 
Bestimmungen; das Kloster übergab er dem Schutz des ältesten 
Sohnes der Familie; sein Land teilte er unter seine Söhne: Otto 
bekam Meißen, Dietrich die Ostmark mit Landsberg, Eilenburg und 
der Lausitz, Heinrich Wettin und Friedrich Brehna. Wenige Monate 
nach dieser feierlichen Handlung starb er. 
Von der Linie Meißen stammen die heutigen Könige von Sachsen 
ab. Am frühesten starb die Linie Landsberg-Eilenburg-Lausitz aus, 
schon mit Dietrich, der das Schloß in Landsberg hatte erbauen lassen; 
seine Gebiete kamen an Meißen. Dann starben die Wettiner Besitzer 
aus (1217), deren Grafschaft an die Brehnaer Linie fiel; die Graf- 
schaft Wettin behielt diese aber nur wenige Jahrzehnte, denn der 
letzte Graf, der kinderlos war, schenkte sie 1288 dem Erzbistum 
Magdeburg, während das übrige Land dieser Linie an Sachsen kam 
(f. S. 72). Die wichtigsten Erwerbungen der Wettiner (Linie Meißen) 
waren 1249 die Landgraffchaft Thüringen (f. S. 72) und 1422 der 
Anfall des Herzogtums Sachsen-Wittenberg (s. S. 73). 
17, Die Landgrafen von Thüringen 
ans item Geschlechte Ludwigs mit dem Karte. 
1130-1347. 
1. Im 11. Jahrhundert kam in Thüringen das Geschlecht des 
Grafen Ludwig mit dem Barte zu Macht und Ansehen. Der 
älteste Ahnherr dieses Geschlechts, Ludwig mit dem Barte, war am 
Thüringer Wald und an der Unstrut begütert. Durch seine Gemahlin 
Cäzilie von Sangerhausen erwarb er auch in der Gegend von 
Sangerhausen reichen Grundbesitz. Er ist 3056 gestorben. 
2. Besonders war es nun sein Sohn Ludwig der Springer,*) 
der vor andern einheimischen Geschlechtern einen bedeutenden Vorsprung 
erhielt. Mit List und Gewalt suchte er seine Macht zu erweitern. 
Dem Kaiser Heinrich V. gegenüber zeigte er sich sehr unzuverlässig: 
je nachdem es sein persönliches Interesse erforderte, war er bald dessen 
Freund, bald dessen Gegner. Er ist der Erbauer der Wartburg 
*) Nach Familienabstammung hieß er wohl „der Salier"; die Volks- 
etymologie machte daraus „der Springer", und man erzählte als Begründung 
hierfür die Sage von seinem Sprung aus der Festung Giebichenstein, wo er von 
Heinrich V. gefangen gehalten worden sei. 
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 4
	        
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