Full text: Geschichte der Provinz Sachsen

17. Die Landgrafen von Thüringen aus dem Geschlechte Ludwigs ic. 51 
nun wirklich gestorben war, trugen sie ihn den weiten Weg von der 
Neuenburg nach dem Kloster Reinhardsbrunn in die Familiengruft 
auf ihren Achseln. 
5. Sein Sohn Ludwig III., der Fromme genannt, folgte ihm 
von 1172—1190. Auch er bewahrte seinem kaiserlichen Oheim die 
Treue. Bei Weißensee kämpfte er, inzwischen auch zum Pfalzgrafen 
von Sachsen ernannt, mit Heinrich dem Löwen (f. S. 59); er wurde 
besiegt und gefangen genommen. Als zu Pfingsten 1184 Friedrich 
Barbarossa zu Mainz das große Fest feierte, bei dem Friedrichs 
Söhne die Schwertleite empfingen und die deutschen Fürsten in der 
Entfaltung des höchsten Glanzes wetteiferten, erschien auch Ludwig III. 
von Thüringen mit einem Gefolge von mehr als 1000 Rittern. 
Später entschloß er sich gleichzeitig mit dem Kaiser zu einer Kreuz- 
fahrt: zu Schiffe wollte er von Brindisi aus nach dem heiligen 
Lande fahren; aber während der Seefahrt starb er. 
6. Ihm folgte sein Bruder Hermann I. (1190—1217). Als 
Regent verdient er kein Lob, da er einer der unzuverlässigsten Fürsten 
seiner Zeit gewesen ist. Drei Kaisern, Philipp von Schwaben, 
Otto IV. unb Friedrich II. gelobte und brach er die Treue und 
brachte dadurch schwere Kriegsnot über seine Lande. Er suchte u. a. 
auch die Oberherrlichkeit über die nordthüringischen Grafen von Hon- 
stein, (Stettenberg, Beichlingen und Kirchberg zu gewinnen und die 
Reichsstadt Nordhausen in seinen Besitz zu bringen. Um für seine 
Herrschaft hier am Südharz eine Stütze zu gewinnen, baute er um 
1200 die Ebersburg nördlich von Nordhausen, von der noch 
malerische Ruinen vorhanden sind. Dennoch aber wird sein Name 
oft genannt, denn Landgraf Hermann war ein Freund und freigebiger 
Gönner der Dichter und Sänger ritterlichen Standes: von ihm — 
„Der Düringe Blume" — rühmt Walther von der Vogelweide, 
daß, wenn ein Fuder Wein auch tausend Pfund gelte, doch niemals 
eines Ritters Becher leer stehen würde; an seinem Hofe dichtete 
Wolfram von Eschenbach den „Parzival"; sein besonderer Schütz- 
ling und Liebling war Heinrich von Veldecke, der auf seinen 
Antrieb bei ihm „Die Eneit" vollendete. Die Neuenbürg, auf der 
er wohnte, öffnete allen Rittern und Sängern gastlich die Tore. 
Darum preist ihn auch das (um 1270 entstandene) Gedicht vom 
„Sängerkrieg auf der Wartburg", obgleich der Verfasser des- 
selben die roheren Sitten und Anschauungen seiner eigenen schon ver¬ 
wilderten Zeit auf die Blütezeit unserer mittelalterlichen Dichtung 
überträgt. 
7. Sein jugendlicher Sohn Ludwig IV., der Heilige, folgte 
ihm (1217—1227). Er hielt wieder treu zu den Hohenstaufen. 
Seine Gemahlin war die fromme und wohltätige ungarische Königs- 
tochter Elisabeth. Auf Veranlassung des Kaisers Friedrich II. 
unternahm er mit diesem 1227 einen Kreuzzug; aber schon unter-
	        
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