Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

geteilt war; der Sohn wählte fast immer wieder die Beschäftigung des 
Vaters. Die erste Kaste bildeten die Priester; sie besorgten den Gottes¬ 
dienste lehrten das Volk, beobachteten die Sterne, waren Ratgeber 
des Königs, Richter, Ärzte und Baumeister. Das Oberhaupt aller 
Priester war der König, den die Ägypter Pharao nannten und 
göttlich verehrten, weil sie ihn für einen Sohn ihrer Götter hielten 
Am veraltetsten waren die Hirten, besonders die Schweinehirten, die 
für unrein galten. Die Ackerbauer und Handwerker waren mehr 
geehrt als die Kaufleute. Der Acker- und Gartenbau stand in hoher 
Blüte; aus Metall und Thon verstanden die Ägypter schon allerlei 
zierliche Geräte zu verfertigen; sie kannten auch schon die Glas- und 
Lederbereitung, und aus Baumwolle und Leinen webten sie feine 
Gewänder, die sie mit Stickereien schmückten. 
b. Götterglauben der Ägypter. Die Ägypter waren Heiden; 
den lebendigen Gott des Himmels und der Erde kannten sie nicht 
sondern verehrten die Geschöpfe desselben, die Sonne, den Mond, den 
Nil und auch viele Tiere, sowohl solche, welche ihnen nützten, als 
auch solche, welche ihnen schadeten. Besonders wurden die Hunde, 
Katzen, Krokodile und Ibisse heilig gehalten; wer eins dieser Tiere 
mit Absicht tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Starb in einem 
Hause eine Kotze, so trauerten alle Bewohner desselben. Das gefähr¬ 
liche Krokodil verehrten die Ägypter aus Furcht. Am See Möris 
wurden zwei aufs sorgfältigste gepflegt und verehrt; sie waren ge¬ 
zähmt, trugen goldene Ringe und Spangen und wurden selbst mit 
Braten und Wein gefüttert. Von allen Tieren wurde aber der Apis 
am höchsten verehrt. Es war ein schwarzer Stier, der auf der Stirn 
einen weißen, dreieckigen Fleck, unter der Zunge ein merkwürdiges 
Gewächs in Gestalt eines Käfers und im Schwänze zweifarbige Haare 
hatte. Er stand in einem großen Tempel zu Memphis; kniebeügend 
reichten ihm die Priester die heiligen Speisen; starb er, so trauerte 
das ganze Land, bis ein neuer Apis gefunden wurde, den man dann 
mit allgemeinem Jubel begrüßte. 
Der Glaube an eine Fortdauer der Seele nach dem Tode 
war allgemein; selbst den Körper suchte man vor Verwesung zn schützen, 
indem man ihn einbalsamierte. Tausende solcher einbalsamierter Leich¬ 
name von Menschen und heiligen Tieren, Mumien genannt, haben 
sich bis aus den heutigen Tag erhalten. Die Leichen wurden in einen 
hölzernen und dieser meistens wieder in einen steinernen Sarg gelegt, 
der ganz fest verschlossen wurde, damit niemand den Toten in seiner 
Ruhe stören könne. Äus demselben Grunde verwandten die Ägypter 
auch so große Sorgfalt auf die Gräber, die sie in Felsen einhauten, 
ober durch starke Mauern schützten. Die Wohnungen der Lebenden 
nannten sie nur Herbergen, bie Gräber bagegen ewige Wohnungen. 
Sobald ber Gestorbene in bas Grab gelegt war — so glaubten die 
Ägypter — gelangte die Seele in die Unterwelt vor den Totenrichter.
	        
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