Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Kampf gegen den Ablaß; Reichstag in Worms. 155 
Der Gerechte lebt nicht aus seinen Werken, viel weniger aus römischem 
Ablaß, sondern durch den Glauben an Jesum Christum." 
Hiermit hat das Werk der Reformation begonnen. Die 
Thesen wurden eifrig gelesen. Ehe vierzehn Tage vergingen, waren 
sie durch ganz Deutschland, bald durch die ganze Christenheit ver¬ 
breitet, „als wären die Engel selbst Botenläufer gewesen." Der Papst 
hielt die Sache für ein Mönchsgezänk und forderte Luther auf, in 
Rom zu erscheinen, um sich zu rechtfertigen. Da verwandte sich der 
Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen für Luther. Der Papst 
gab nach und beauftragte den Kardinal Cajetan, der damals gerade 
auf einem Reichstage zu Augsburg war, Luthers Sache zu untersuchen. 
Der ließ Luther kommen und forderte ihn auf, seinen Irrtum zu 
widerrufen. Luther bewies die Wahrheit seiner Lehre aus der heiligen 
Schrift; der Kardinal aber „donnerte und schnurrte" und rief: „Komme 
nicht wieder zu mir, du wollest denn einen Widerruf thun." Weil Luther 
fürchtete, der Kardinal könne ihn gefangen setzen, rettete er sich auf 
Zureden seiner Freunde durch die Flucht und kam wohlbehalten in 
Wittenberg wieder an. Da sandte der Papst einen zweiten Unter¬ 
händler, den Freiherrn von Miltitz. Der redete freundlich mit 
Luther, und dieser versprach zu schweigen, wenn seine Feinde auch 
schwiegen. Miltitz sagte nachher: „Nicht mit einem Heere von 25000 
Mann getraue ich mir, Luther aus Deutschland zu führen: denn wo 
ich einen finde für den Papst, da sind sicherlich zehn für Luther." 
Allein Luthers Feinde schwiegen nicht. Dr. Eck, ein gelehrter und 
beredter Mann, hatte Luthers Freund, den Dr. Karlstadt, zu einem 
öffentlichen Streitgespräch (Disputation) herausgefordert; er suchte 
aber eine Ehre darin, Luther selber zu besiegen, und hatte auch diesen 
angegriffen. Deshalb stellte auch Luther sich zur Disputation in 
Leipzig. (1519.) Der Herzog von Sen nahm teil und gab sein 
Schloß zu der Unterredung her. Eck-^ nannte die Lehre Luthers 
„husische Ketzerei." Luther erwiderte: „Nicht alles, was Hus gelehrt, 
ist falsch gewesen." „Also," rief ihm Eck zu, „hat das Konzil zu 
Konstanz, das ihn verdammte, geirrt?" — „Es hat geirrt, wie jedes 
Konzil irrt, wenn es sich nicht an Gottes Wort hält." Als der Herzog 
diesen Ausspruch Luthers hörte, fuhr er vom Sitze empor, stemmte 
beide Hände in die Seite und rief: „Das walt' die Sucht!" Eck 
aber sprach: „Ehrwürdiger Vater, wenn ihr glaubt, daß ein rechtmäßig 
versammeltes Konzil irren könne, so seid ihr mir wie ein Heide und 
Zöllner." Er eilte nach Rom und trug dem Papste die Lehren Luthers 
vor. Dieser verhängte über Luther den Bann. Da lud Luther 
Lehrer und Schüler der Universität Wittenberg vor das Elsterthor. 
Ein Lehrer der Universität errichtete - einen Scheiterhaufen und legte 
die Bücher des päpstlichen Rechts und Ecks Schriften darauf; dann 
ward das Feuer angezündet, und Luther selbst warf die Bannbulle 
mit den Worten hinein: „Weil du den Heiligen des Herrn (d. i.
	        
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