Lrste Abtheilung.
Darstellung der Geschichte in übersichtlichem Zusammenhange.
Erster Abschnitt.
Gang der Weltgeschichte; Llick auf die ostasiatischen Cnltnr-
völker, besonders die Inder.
Asien, Wiege und Erziehungshaus für die Kindheit des menschlichen Geschlechts.
§ 1- Asien ist das Erziehungshaus für das menschliche Ge-
schlecht in seiner Kindheit gewesen. Ungeheure einheitliche Erd-
räume boten sich hier sowohl zum Tummelplatz noch unterbundener
Familienhorden, wie zu den ersten Versuchen staatlicher Vereinigung
dar. Freigebig schenkte die Natur hier in den gesegneten Mittelfluß-
ländern oder Mesopotamien ihre Gaben den noch ganz von ihr ab-
hängigen Menschen und machte dadurch eine bleibende Vereinigung
derselben zu Völkern möglich selbst zu einer Zeit, in der sie noch un-
bekannt waren mit den künstlichen Mitteln, durch welche der Mensch
die von der Natur gegebenen Verhältnisse seines Wohnplatzes nach
seinem Bedürsnisse gestaltet. In China die Blume der Mitte zwischen
Hoangho und Aantsekiang, in Indien das Wunderland des Indus
und Ganges, im westlichen Asien das fruchtbare Mesopotamien des
Euphrat und Tigris fesselten mit unwiderstehlichem Reize den No¬
maden des benachbarten Hochlandes an ihren Boden, auf dem das
Dasein so mühelos war, und veranlaßten dadurch Anfänge staatlicher
Vereinigung, ohne welche eine höhere Bildung des menschlichen Ge-
schlechts nicht möglich ist. In Asien entstanden die wichtigsten großen
Kulturvölker der ältesten Zeit: Chinesen und Inder, Babylo-
nier und Assyrer, Med er und Perser, während unter ähnlichen
günstigen Bedingungen in dem von den Alten nicht zu Afrika gerech-
neten gesegneten Nilthale die Aegypter schon in der Urzeit eine
hervorragende Stellung erlangten.
Die Wiege der Menschheit, soweit die Geschichte von ihr berichtet,
stand wohl an einem Gebirgsknoten Armeniens am nordwestlichen
Ende der großen mittelasiatischen Hochebene, wo in den Thälern alle
^caturbedmgungen für ein müheloses Naturdasein der Menschenkinder
Schur ig, Lehrb. der Geschichte. I. 1