Fünfte Periode. Yon 1517—1648.
Zeitalter der Reformation und der Religionskriege.
Erster Abschnitt. Von 1517—1555.
Die deutsche Reformation bis zu ihrer reichsgesetzlichen Anerkennung
im Augsburger Religionsfrieden von 1555.
I* Die deutsche Reformation Ibis zur Höhe ihrer
inneren Entwickelung (1521).
1. Martin Luther bis 1520.
§ 101. a) Sein Lebensgang bis 1517. Der Sproß einer thüringischen
Bauernfamilie, der Sohn des von Möhra nach Eisleben gezogenen
Bergmanns Hans Luther und seiner Frau Margarete geb. Ziegler,
wurde Martin Luther am 10. Nov. 1483 geboren. Unter harter,
ja grausamer Zucht im Elternhause und in den Schulen zu Mans¬
feld, Magdeburg und Eisenach, früh bekannt mit des Lebens Not
und seinen Unterhalt erbettelnd (Frau Ursula Cotta), wuchs er
heran und bezog 1501 die Universität Erfurt, um nach dem
Willen seines hochstrebenden Vaters Jurist zu werden.
Aber seine nach Erkenntnis ringende Seele trieb ihn zur
Theologie. Weder das Studium der scholastischen Philosophie,
deren Baccalaureus und Magister (1505) er wurde, noch die Be¬
rührung mit dem Humanismus gaben ihm Antwort auf die Frage:
wie kann ich sündiger Mensch selig werden. Früh verschüchtert
und verdüstert in seinem Gemüt, voll glühender Leidenschaft, eine
tiefinnerliche Natur voll angeborenen sittlichen Zartgefühls, trat
er 1505 in das Augustiner-Eremitenkloster zu Erfurt,
fand aber auch hier trotz der fast bis zur Selbstvernichtung ge¬
steigerten Askese keine Gewissensruhe. Erst allmählich gesundete
der (1507) zum Priester Geweihte unter dem Einfluß rastloser
Arbeit, der Lektüre der Bibel und des Augustinus und des Zu-