1. Germanische Ansiedelung.
Im Mittelpunkte des Bildes steht ein altes Ehepaar, ein greiser
Friling oder Adliger, der mit seiner Gattin, offenbar gelockt durch
den Jubel der aus siegreicher Schlacht heimkehrenden jungen Krieger,
aus der Pforte der Umfriedigung seines Hofes getreten ist und nun
die ihm zujauchzenden jungen Helden beglückwünscht. Die beiden
Jünglinge, von denen einer den erbeuteten römischen Adler, der
andere die den Gefangenen abgenommenen Angriffswaffen trägt, sind
vielleicht des Alten jüngste Söhne. Ein älterer Sohn, ein gereifter
Mann, kehrt eben, mit Beute beladen, von der Jagd heim; die Gattin
und das Söhnchen stehen ihm zur Seite. Mit ernstem Schweigen
blickt er aus die vorüberziehende Schar, deren Zuruf die junge Frau
erwidert; er gedenkt wohl der Kriegszüge, an denen er selbst in
seinen jüngeren Jahren teilgenommen hat.
Den Hintergrund unseres Bildes füllen Haus und Hof des
Sachsen. An der Eingangspforte sitzt ein Unfreier, einen Korb
flechtend; seinen Stand kennzeichnet das kurzgeschorene Haupthaar.
Den Bretterzaun des Gehöftes überragen Stangen, auf denen die
Schädel der dem Wuotan geopferten Rosse bleichen. Die beiden Ge-
bände tragen das Zeichen des sächsischen Hauses, das Giebelkreuz,
dessen beide Balken in rohgeschnitzte Pferdeköpfe auslaufen. Den
Hof beschattet die uralte heilige Eiche; iu ihren Zweigen befindet sich
eine Ruhebank.
Das Giebelkrenz des altsächsischen Hauses fand sich vor fünfzig
Jahren in Niederdeutschland noch häufig; es verschwindet, seitdem
das Fachwerk dem Steinbau gewichen isi..