Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

1. Germanische Ansiedelung. 
Im Mittelpunkte des Bildes steht ein altes Ehepaar, ein greiser 
Friling oder Adliger, der mit seiner Gattin, offenbar gelockt durch 
den Jubel der aus siegreicher Schlacht heimkehrenden jungen Krieger, 
aus der Pforte der Umfriedigung seines Hofes getreten ist und nun 
die ihm zujauchzenden jungen Helden beglückwünscht. Die beiden 
Jünglinge, von denen einer den erbeuteten römischen Adler, der 
andere die den Gefangenen abgenommenen Angriffswaffen trägt, sind 
vielleicht des Alten jüngste Söhne. Ein älterer Sohn, ein gereifter 
Mann, kehrt eben, mit Beute beladen, von der Jagd heim; die Gattin 
und das Söhnchen stehen ihm zur Seite. Mit ernstem Schweigen 
blickt er aus die vorüberziehende Schar, deren Zuruf die junge Frau 
erwidert; er gedenkt wohl der Kriegszüge, an denen er selbst in 
seinen jüngeren Jahren teilgenommen hat. 
Den Hintergrund unseres Bildes füllen Haus und Hof des 
Sachsen. An der Eingangspforte sitzt ein Unfreier, einen Korb 
flechtend; seinen Stand kennzeichnet das kurzgeschorene Haupthaar. 
Den Bretterzaun des Gehöftes überragen Stangen, auf denen die 
Schädel der dem Wuotan geopferten Rosse bleichen. Die beiden Ge- 
bände tragen das Zeichen des sächsischen Hauses, das Giebelkreuz, 
dessen beide Balken in rohgeschnitzte Pferdeköpfe auslaufen. Den 
Hof beschattet die uralte heilige Eiche; iu ihren Zweigen befindet sich 
eine Ruhebank. 
Das Giebelkrenz des altsächsischen Hauses fand sich vor fünfzig 
Jahren in Niederdeutschland noch häufig; es verschwindet, seitdem 
das Fachwerk dem Steinbau gewichen isi..
	        
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