Full text: Für die 2. Klasse (H. 4)

III. Ausbau des Deutschen Reiches. Seine Weltmachtstellung. 
81 
bestandener Reifeprüfung in Bonn. Besondere Sorgfalt wurde auf seine 
militärische Erziehung verwandt. Durch den Oberpräsidenten von 
Brandenburg wurde er in alle Zweige der Verwaltuug eingeführt. 
22jährig vermählte er sich mit Auguste Viktoria von Schlewig-Holstein- 
Sonderburg-Augustenburg. Dieser Ehe sind 6 Söhne und 1 Tochter ent¬ 
sprossen. — Ein vielseitiges Interesse, freudige Zuversicht in die Zukunft 
des Vaterlandes, vor allem ein reges Verantwortungsgefühl, das Erbteil 
seines Geschlechts, zeichnen ihn aus. „Auf den Thron meiner Väter be- 
rufen", heißt es in dem Erlaß „An mein Volk" vom 18. Juni 1888, w ..An mein 
„habe ich die Negierung im Ausblick zu dem König aller Könige über- ° ms. "" 
nommen und Gott gelobt, nach dem Beispiel meiner Väter meinem Volke 
ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottes- 
furcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu 
fördern, den Armen und Bedrängten zu helfen, dem Rechte ein 
treuer Wächter zu sein." 
Die Aufgabe, die er nach der ruhmvollen Regierung seines Groß- 
vaters übernahm, war nicht leicht. Die Helden jener Tage standen ihm 
nicht mehr zur Seite. Bereits 1878 war Roon gestorben, 1891 wurde Roon f !8?9. 
Moltke zur großen Armee abberufen. Wegen Meinungsverschiedenheiten M°me + im. 
mit seinem neuen kaiserlichen Herrn wurde Bismarck 1890 aus dem Bismarcks Ent¬ 
Staatsdienst entlassen. Von seinem Volke mit Ehren überhäuft, hatte ^'ltie.90, 
er anfangs grollend, später, nachdem eine Versöhnung mit dem Kaiser 
stattgefunden, die Regierung beratend, noch 8 Jahre in Friedrichsruh ge- 
lebt. 1898 schied er, der größten Deutschen einer, aus dem Leben: „Der 
treue deutsche Diener Kaiser Wilhelms I.", wie er sich in der von ihm 
selbst verfaßten Grabschrift nannte. 
§ 112. Seine bisherige Regierung. Unser Kaiser hat sein Volk 
auf der Bahn einer machtvollen Weltpolitik weitergeführt. Er ist rastlos 
bemüht, das Landheer auf der hohen Stufe seiner Vollkommenheit zu er- 
halten. Die Schöpfung der deutschen Flotte ist so gut wie ganz sein sarge für mc 
Werk. Durch den Ausbau der Kriegshäfen, durch den Bau des Kaiser 
Wilhelmskanals, durch die Übernahme Helgolands von England, das ®euttoionb§. 
dafür Sansibar eintauschte, hat sie erst wirksame Stützpunkte erhalten. 
1897 wurde Kiautschou von China gepachtet und so dem deutschen Kolonien. 
Handel im fernsten Orient ein geeigneter Mittelpunkt gegeben. 2 Jahre 
später kaufte Deutschland von Spanien die Karolinen und Marianen. 
Mehrere Male bewies es, daß sein Schwert nicht rostig geworden war. Als 
die bedeutendsten europäischen Mächte 1900 einen Feldzug gegen China gci&jug nach 
unternahmen, um es für die Ermordung zahlreicher Missionare, des deutschen ®*lnt 18Mü' 
Gesandten und für die Schädigung deutschen Besitzes zu züchtigen, stellte 
Deutschland den führenden General Graf Waldersee und schickte Truppen 
mit, die sich ebenso wie unsere Kriegsschiffe besonders hervortaten. 1904 
färbten unsere tapferen Soldaten im Kampfe gegen die aufrührerischen 
Meyer, Aescyichtl. Htlfsbuch. 4. Heft. 6
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.