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in sein Schwert, um nicht in schmachvolle Gefangenschaft zu geraten. Die
angesehensten Führer folgten seinem Beispiel. Von den römischen Segtonen,
etwa 27000 Mann, entkamen nur
wenige Reiter und manche versprengte
Flüchtlinge. Fast das ganze Heer wurde
vernichtet. Die Gefangenen gingen
einem schrecklichen Schicksal entgegen;
sie wurden getötet oder zu Sklaven ge¬
macht. — Die Nachricht von dieser
Niederlage rief in Rom Bestürzung und
Trauer hervor. Der Kaiser Augustus
legte Trauerkleider Ott; klagend rief er
aus: „Bants, Barns, gib mir meine
Segionen wieder!" Man glaubte, die
Deutschen würden, wie einst die Cimbern
und Teutonen, in Italien einsallen; aber sie begnügten sich damit, die Feinde
aus ihrem Sande Zu vertreiben.
6. Der Racbehrieg des Germanicus. Die Römer gaben den Gedanken
nicht auf, die Deutschen wieder zu unterwerfen und sie für die Vernichtung
der römischen Segionen Zu bestrafen. Germanicus, der Sohu des Drufus,
unternahm mehrere Kriegszüge in ihr Sand und besiegte sie auch in einigen
Schlachten; aber es gelang ihm nicht, sie dauernd zu unterwerfen. — Armin
erlebte den großen Schmerz, daß seine Gemahlin Thusnelda in die Hände der
Römer fiel und als Gefangene nach Rom geführt wurde. Auch ihm war ein
trauriges Ende beschieden. Als er nach der Königswürde strebte, fand er im
Alter von 37 Jahren einen frühen Tod durch die Hand seiner eigenen Ver-
wandten. Aber sein Name wurde von seinem Volke noch lange in Siedern
gefeiert, und feit dem Jahre 1875 erhebt sich aus der Groteuburg bei Detmold
das Hermannsdenkmal, um in uns die Erinnerung art den gewaltigen Mann
wachzuhalten, der einst Deutschlands Befreier war. Sein hochgeschwungenes
Schwert trägt die Inschrift: „Deutschlands Einheit meine Stärke, meine Stärke
Deutschlands Macht."
d) Friedenstätigkeit.
Zum erstenmal seit langer Zeit erfreute sich Italien eines dauernden
Friedens; auch in den 25 Provinzen des Reiches kehrten Ruhe und Ordnung
wieder ein. Augustus sorgte für eine gute Verwaltung und Rechtspflege.
Sandstraßen wurden angelegt. Wasserleitungen versorgten die Städte mit gutem
Trinkwasser. Ackerbau, Handel und Verkehr blühten wieder ans. Für die
Verschönerung der Stadt Rom tat Augustus besonders viel. Er schmückte sie
mit schönen Bauten, so daß er sich rühmen konnte, er habe Rom aus einer
Ziegelstadt in eine Marmorstadt verwandelt. Sein Feldherr Agrippa ließ
einen großartigen Tempel errichten, das sogenannte Pantheon, das dem Dienste
aller Götter zusammen geweiht war. Der kunstliebende Mäeenas unterstützte
Gelehrte und Dichter. Kunst und Wissenschaft wurden in Rom gepflegt. Aber
Römische Legionssoldaten.