Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

154 43. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. 
Herstellung der „Handschriften" beschäftigten sich im Mittelalter besonders 
die Mönche und brachten es darin zu großer Kunstfertigkeit. Die großen 
Anfangsbuchstaben der Kapitel, Absätze oder Strophen verzierten sie 
gern mit bunten Farben oder legten sie gar mit Gold aus. Die Her- 
stellung solcher Bücher erforderte aber viel Zeit, und sie waren deshalb 
sehr selten und teuer. Eine geschriebene Bibel kostete in jener Zeit 
300 bis 400 Goldgulden. Deshalb konnten nur sehr reiche Leute 
Bücher kaufen, und die Kunst des Lesens war auf einen sehr kleinen 
Teil des Volkes beschränkt. Da wurde am Ende des Mittelalters die 
segensreiche Erfindung des Buchdrucks gemacht. Die Welt verdankt 
ste einem Deutschen namens Johann Guteuberg, dessen Erfindung 
mit Recht die „deutsche Kunst" genannt wurde. 
2. Holztafeldrucke. Gedruckt wurde schon vor Gutenberg. Schon 
längst hatte man Heiligenbilder oder Spielkarten auf einer Holzplatte 
ausgeschnitten, mit Farbe überstrichen und dann auf Pergament oder 
angefeuchtetes Papier abgedruckt. Bald schnitt man auch einzelne 
Wörter neben das Bild, dann ganze Bibelstellen; ja, man hatte mittels 
solcher Holztafeln ganze Seiten Druckschrift hergestellt. Etliche solcher 
Holztafeldrucke haben sich bis auf unsere Zeit erhalten, z. B. große 
Blätter, auf denen wie auf unfern Wandkalendern alle Tage eines 
Jahres verzeichnet waren, oder andere, auf denen alle großen und 
kleinen Buchstaben des Abc gedruckt standen, damit die Kinder daran 
lesen lernten. Später hat man mittels Holztafeldruck sogar ganze Bücher 
hergestellt, sogen. Blockbücher, indem man jede Seite in Holz aus- 
schnitt. Man brauchte dazu freilich so viele Holztafeln, als das Buch 
Seiten hatte. Mit diesen Tafeln konnte man nun zwar eine ganze 
Menge Bücher desselben Inhalts drucken; aber nach dem Abdrucke 
hatten die Tafeln, die so viele Mühe und Arbeit gekostet hatten, keinen 
Wert mehr. 
3. Guteuberg und seine Erfindung. 1450. Da kam Johann 
Gutenberg aus Mainz auf den glücklichen Gedanken, die Schriftzeichen 
(Lettern oder Typen) einzeln herzustellen, damit man sie zu Zeilen und 
Seiten zusammensetzen und nach dem Druck wieder auseinandernehmen 
und in neuer Zusammensetzung benutzen konnte. Gutenberg hat also 
die Kunst erfunden, mit beweglichen, zusammenstellbaren Lettern 
zu drucken. Nachdem er die Buchstaben erst in Stäbchen aus Buchen- 
holz ausgeschnitten hatte, goß er sie später aus Metall in gleicher 
Größe und feilte sie so ab, daß sie genau aneinander paßten. Sie 
bildeten nun beim Abdruck fortlaufend gerade Linien, die das Auge 
leicht überblicken und lesen konnte. — 
Johann Gutenberg entstammte einem alten Mainzer Patrizier- 
geschlechte und ist in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts geboren. 
Infolge von Streitigkeiten mit den Zünften wanderte eine Anzahl 
Patrizier aus Mainz ans, darunter auch die Familie Gutenberg. Johann 
Gutenberg wohnte dann längere Zeit in Straßburg, wo er Edel¬ 
steine schliff und Spiegel in Metall einfaßte Schon damals befaßte er 
sich mit Versuchen, die zu seiner späteren Erfindung führten. Nachdem 
Gutenberg in seine Vaterstadt zurückgekehrt war, verband er sich
	        
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