448 119. Wilhelms I. letzte Lebensjahre und Kaiser Friedrich III.
Namen. Ganz besonders sorgte sie in den Kriegsjahren für die Pflege der Ver-
mundeten und Kranken; sie regte zu Verbesserungen des Lazarettwesens und der
Krankenpflege an und stiftete aus eigenen Mitteln einen Preis für das beste Werk
zur Bekämpfung der Diphtheritis. Zwei Jahre nach dem Tode ihres Gemahls
legte auch sie thr müdes Haupt zur letzten Ruhe nieder. Sie ruht an seiner Seite
tm Mausoleum zu Charlottenburg.
5. Kaiser Friedrich III. Er folgte seinem Vater am 9. März 1888
in der Würde eines preußischen Königs und deutschen Kaisers. Als
Kronprinz führte er den Namen Friedrich Wilhelm und nahm teil an
dem Werke der Einigung des deutschen Volkes. Sein freundliches
Wesen, seine Tüchtigkeit als Feldherr und seine heldenhafte Gestalt
machten ihn zum Liebling des deutschen Volkes. Er war am 18. Ok¬
tober 1831 geboren. Mit siebzehn Jahren bezog er die Universität
Bonn, trat dann in den praktischen Militärdienst'ein, und der Vater
sprach zu den Offizieren: „Ich übergebe Ihnen meinen Sohn in der
Hoffnung, daß er Gehorsam lernen wird, um einst befehlen zu können.
Ich hoffe, er wird seinem Namen und seiner Armee Ehre machen."
Zu seinem Sohne aber sprach er: „Tue Deine Schuldigkeit!" Im
Jahre 1858 vermählte sich Friedrich Wilhelm mit der Prinzessin
Viktoria von England. Beide führten, im Winter in Berlin und im
Sommer zu Potsdam oder auf dem Gute Bornstedt, ein äußerst glück-
liches Familienleben. Im Kriege teilte der Kronprinz mit den Soldaten
Freuden und Leiden. Nach dem Kampfe besuchte er die Verwundeten
in den Lazaretten, und öffneten sich die Gräber für die gefallenen
Helden, so fehlte er auch dabei nicht. Mit blutendem Herzen zog er
in den Krieg gegen Oesterreich; denn er ließ einen todkranken Sohn
daheim und erhielt unterwegs die Nachricht, daß sein Liebling gestorben
sei. Durch sein rechtzeitiges Eintreffen entschied er die Hauptschlacht
bei Königgrätz zu gunsten der Preußen. Am Abend des Tages von
Königgrätz trafen Vater und Sohn auf dem Schlachtfelde zusammen.
Unter Freudentränen schloß der König seinen ritterlichen Sohn in die
Arme und heftete ihm den Verdienstorden auf die Brust. Große Verdienste
erwarb sich der Kronprinz beim Friedensschlüsse; als Fürst Bismarck
den Oesterreichern keine Gebietsabtretung auferlegen wollte, mit seiner
Ansicht aber allein stand, wurde er erfolgreich von dem Kronprinzen
unterstützt. Noch größere Lorbeeren erwarb sich der Kronprinz als
Führer der III. Armee im Kriege 1870/71. Als der Krieg gegen
Frankreichs begann und der Kronprinz durch Süddeutschland reifte,
wurde er überall mit Juhel begrüßt; besonders erhebend gestaltete sich
sein Empfang in München. An der Spitze der III. Armee war er
der Sieger von Weißenburg und Wörth. Die gewaltigen Ereignisse
von Sedan sind dauernd mit seinem Namen verknüpft. Er erwarb
sich in hohem Maße die Zuneigung der Truppen. Ein Jubel erhob
sich jedesmal unter den Kriegern, wenn er sie mit einem freundlichen
Worte begrüßte, oder wenn er, die kurze Pfeife im Munde, an ihrer
Seite dahinritt. Für die Einigung Deutschlands und die Erneuerung
der Kaiserwürde ist er mit ganzer Seele eingetreten; im Verein mit
Bismarck gelang es ihm, die Bedenken des Vaters zu zerstreuen.
Seinem herzgewinnenden Wesen ist es zu danken, wenn die frühere