Full text: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

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aus schauten römische Soldaten ständig nach dem Feinde ans. Der 
Rhätische Limes bestand bloß aus einer Mauer von einem Meter Dicke und 
zweieinhalb Metern Höhe. Namentlich in dem Gebiet westlich vor J)em 
Limes erbauten die Römer prächtige Städte, meist auf den Plätzen 
alter Kastelle. Eine, Trier, war sogar längere Zeit Kaiserrestdenz, 
und ihr Zirkus faßte 37 000 Zuschauer. In diesen Städten herrschte 
römisches Leben, und die lateinische Sprache überwog. Auf dem 
flachen Laude dagegen lebten die Germanen noch unter sich. Sie lernten 
mancherlei von ihren Herren. Die Römer führten edle Obstsorten ein 
und pflanzten an den Ufern des Rheins und der Mosel köstliche Reben; 
sie lehrten« auch eine bessere Bebauung der Felder und verschafften 
dem Weizen Eingang. Der germanische Bauer brachte seilte Erzeug¬ 
nisse in die Städte. Da staunte er über tue gewaltigen Bogen der 
Stadttore, über die Pracht und die bequeme Einrichtung der Häuser 
mit ihren schönen Fußböden, ihren farbenreichen Wandgemälden und 
ihrer behaglichen Luftheizung. 
Aber auch die Germanen jenseits des Limes lebten lange 
Zeit mit den Römern in friedlichem Verkehr. Pferde und Rinder, 
Pelzwerk und Wolle brachte der Germane, römisches Gerät und römi- 
sehen Schmuck, feinere Kleider und fchöne Waffen tauschte er ein. Der 
römische Kaufmann drang fogar auf wohlbekannten Handelspfaden bis 
zur Nord- und. Ostsee vor und brachte gelben Bernstein und blondes 
Haar für die römischen Damen heim. 
In unserer Gegend stoßen wir auf viele Spuren dieser Römer- 
zeit. Im Taunus kann man noch große Stücke des Limes verfolgen. 
Das bekannteste aller Limeskastelle, die S a a l b u r g, ist nicht bloß 
größtenteils erforscht, sondern wird sogar auf Befehl des Kaisers zur Zeit 
wieder aufgebaut. Von dort führte eine schnurgerade Straße herab 
nach einem älteren Kastell auf dem „Heidenfeld" bei Heddernheim. 
Hier erbaute ein römischer Kaiser um das Jahr 85 ein großes Stein- 
kastell. Dieses Heddernheimer Kastell schleiften die Römer felbst in 
der friedlichen Folgezeit des zweiten Jahrhunderts. An seiner Stelle 
erhob sich bald eine umfangreiche, von gewaltigen Mauern umgebene 
Stadt, deren Namen, „Nida", man kürzlich entdeckt hat. 
Ein Kastell erhob sich auch auf dem sogenannten Domhügel zu 
Frankfurt, der ursprünglich eine Maininsel bildete. Es ist zwischen 
70 und 89 nach Chr. entstanden und verdankt seine Entstehung einer 
Furt im Maine, der damals viel breiter war als jetzt. Die Furt 
wurde durch eine Felsenbarre gebildet, die von der jetzigen Leonhards- 
kirche zum Deutschherrenhause läuft. Sie war in alter Zeit bei nied- 
tigern Wasserstande leicht zu benutzen. 
6. Germanische Völkerbündnisse. Nach langer Friedenszeit 
folgten wieder Vorstöße der Germanen gegen das Römerreich. Diese 
veranlagte vor allem die Not. Die Germanen vermehrten sich sehr
	        
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