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Hände fallen lassen; deshalb schickten sie mehrere Entsatzheere nach dem Süden.
Sie wurden aber alle geschlagen. Endlich ergab sich Mantna. Damit war Napoleon
Herr von Nord- und Mittelitalien. Überall erschienen französische Truppen, legten
hohe Kriegssteuern auf und raubten alte, berühmte Kunstwerke zusammen, die
im Verein mit dem Gelde nach Paris wanderten, um dort den Ehrgeiz und die
Ruhmsucht des Volkes zu befriedigen. Unterdessen eilte Erzherzog Karl zur Ver¬
teidigung der Lombardei herbei; aber auch er mußte dem kühnen Feldherm der
Franzosen weichen. Napoleon drängte ihn nach Steiermark zurück, besetzte Klagen-
furt und schickte sich an, Wien zu bedrohen. Da bot ihm der Erzherzog einen Waffen-
stillstand an, d er zum Frieden zuCamp o Formioführte (1797). Darin trat Öster¬
reich Belgien und die Lombardei an Frankreich ab; als Ersatz erhielt es Venedig,
Jstrien und Dalmatien. Außerdem gestand der Kaiser die Abtretung des linken
Rheinufers zu. Mit dem Deutschen Reiche sollte der Friede auf dem Kongreß
zu Rastatt geschlossen werden.
3. Der zweite Koalitionskrieg 1799—1801.
a) Napoleons Zug nach Ägypten 1798—1799.
Von den Mitgliedern der ersten Koalition setzte bloß noch England den Kampf
fort. Da es mit einem Landheere infolge seiner Lage nicht zu erreichen war,
beschloß Napoleon, es durch einen Zug nach Ägypten zu schädigen. Plötzlich
verließ er mit den Kerntruppen seiner italienischen Armee im Mai 1798 den Hafen
vonToulou, eroberte die Insel Malta und entging glücklich der englischen Flotte,
die unter dem kühnen Admiral Nelson im Mittelländischen Meere kreuzte. Bei
Alexandria betrat er den ägyptischen Boden und führte fein Heer auf einem
beschwerlichen Marsche durch die Wüste nach der Hauptstadt. Bei den Pyra-
miden traten ihm aber die Mameluken entgegen; mit den Worten: „Soldaten!
Bedenkt, daß vierzig Jahrhunderte auf euch herabsehen!" suchte er den Mut seiner
Truppen anzufeuern. Die Feinde wurden mit Leichtigkeit zersprengt, da sie in der
Minderheit waren. In Kairo traf den kühnen Feldherrn eine Unglücksbotschaft. Die
Engländer unter Nelson waren auf der Reede von A b u k i r erschienen und hatten in
einer furchtbaren Seeschlacht die französische Flotte fast völlig vernichtet. So
waren die Franzosen von der Heimat abgeschnitten. Doch Napoleon verlor den
Mut nicht. Er unternahm von Ägypten aus sogar einen Zug nach Syrien, erstürmte
Jaffa und trieb ein Türkenheer über den Jordan zurück. Die Festimg Akkon aber
konnte er trotz aller Anstrengungen nicht einnehmen, weil sie von den Engländern
mit Nahrungsmitteln und Kriegsmaterial reichlich versorgt wurde. Nachrichten
aus Europa und der Ausbruch der Pest im Heere zwangen ihn zum Rückzüge
nach Ägypten. Hier war während seiner Abwesenheit ein anderes türkisches Heer
gelandet. Napoleon griff es aber bei Abnkir an und vernichtete es fast völlig.
Darauf übertrug er den Oberbefehl über die Truppen dem General Kleber und
verließ dann mit wenigen Getreuen den Orient. Abermals entging er glücklich
den englischen Wachschiffen; im Oktober betrat er wieder französischen Boden.
Überall wurde der Sieger mit Jubelrufen empfangen; denn Frankreich bedurfte
des tatkräftigen Generals.