Full text: Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen

Hl. Abschnitt. 
Bon den alten Deutschen bis zum Ende des 
dreißigjährigen Krieges (1648), 
I. |>ie alten Deutschen. 
1. Herkunft und Namen. Schon in uralter Zeit, gewiß schon 
mehrere hundert Jahre vor Christi Geburt, wohnten in den Gebieten 
zwischen Weichsel, Donau, Rhein, Nord- und Ostsee (im heutigen Deutsch¬ 
land) kühne Stämme eines kraftvollen Jäger- und Hirten- 
Volkes. Durch ihr Äußeres, durch Sprache, Sitten und Religion zeigten 
sie sich als Söhne eines Volkes. Aber sie zerfielen in eine Menge 
von einzelnen Völkerschaften und hatten nicht einmal einen gemeinsamen 
Namen, da ihnen das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit abhanden 
gekommen war. Das waren unsere Vorfahren, die schon vor Christi 
Geburt von den Römern Germanen (Nachbarn) genannt wurden und 
sich selbst erst später (im 10. Jahrhundert n. Chr.) Deutsche nannten. 
2. Land und Leute. Im ersten Jahrhundert nach Christi Ge- 
burt sah es in Deutschland ganz anders aus als heute. Ungeheure 
Wälder, Sümpfe und Moore bedeckten den größten Teil des Landes. 
Ströme und Flüsse, die häufig über ihre breiten, ungeregelten Ufer 
traten, wälzten gewaltige Wasserfluten dem Meere zu. Überall im 
Lande hausten Bären, Wölfe und Luchse, Auerochsen und Elentiere. 
Die Luft war kalt, der Boden feucht und erst wenig für den Ackerbau 
nutzbar gemacht; doch boten üppige Weideplätze den zahlreichen Vieh- 
Herden saftige Nahrung. 
Rauh und doch schön wie das Land zeigten sich auch die Be- 
wohn er. Männer wie Frauen waren von schönem, großem und 
kräftigem Körperbau; einige ließen das goldfarbene Haar weit über 
den Nacken wallen, andere drehten sich Locken; trotzig und voll kämpf- 
mutigen Feuers blickte das blaue Auge. Als Kleidung diente beiden 
Geschlechtern ein ärmelloses leinenes Gewand; darüber warfen die 
Männer bei ihren Auszügen gewöhnlich ein Tierfell oder einen Mantel, 
durch eine Spange oder eine Nadel auf der Achsel zusammengehalten. 
Die Wohlhabenden trugen eng anliegende Röcke aus Wolle oder Leinen. 
Im Kriege bildete der Schädel eines Tieres, an welchem die Hörner 
und Ohren noch hervorragten, die Kopfbedeckung der Streiter. Die 
Froning und Grothe, Geschichte. Ausg. D. 5
	        
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