Full text: Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ausgang des Mittelalters (Teil 1)

höchste'-Beamte des Staates, wurde stets aus der Geistlichkeit gewählt. 
Lol c verlangte Karl strenge Heiligung des Sonntags und 
fl« J f am Gottesdienst, auf dessen würdige Gestaltung 
durch Predigt und Gesang er den größten Nachdruck legte 
Um das Schulwesen erwarb sich der Angelsachse Alkuin beson- 
ere Verdienste. Unter seiner Leitung blühte die Hofschule, in der die 
Sohne des Kaisers und seiner Hofbeamten unterrichtet wurden, neu auf 
fer war die Seele der Akademie, eines Gelehrtenvereins, zu dem auch 
«v frVUÖ feme fttnber ^hörten. Später wurde er Vorsteher de« 
Martinsklosters zu Tours (S. 34) und bildete hier eine große Zahl von 
^chulmannern aus. — Zu de» Klosterschulen traten in den Bischofs- 
Itjjen d.e Domschulen. Alle diese Anstalten pflegten besonders die latei¬ 
nischeSprache und dienten vornehmlich der Ausbildung von Geistlichen 
und Beamten (wie unsere Gymnasien). Aber auch die Volksschule laa 
dem Kaiser am Herzen. Er machte es den Geistlichen zur Pflicht in 
chren Gemeinden die Kinder zu unterrichten. Zuweilen besuchte er die 
Schulen und spornte durch Lob und Tadel zu eifrigen, Lerne» mV. 
-Jett ferner Teilnahme für das Schulwesen hangen seine Bemühungen 
um d,e Forderung der deutscheu Sprache zusammen. Er selbst 
2T Abfassung einer deutschen Grammatik, gab den Monaten und 
-Winden statt der lateinischen deutsche Namen und ließ die alten Helden¬ 
lieder (S. 32) sammeln und aufzeichnen. 
. Auf dem Gebiete der Wissenschaft, deren Hauptvertreter Karl um 
sich sammelte, begegnet uns ei» Wiederaufleben des klassischen 
Altertums. Das Lateinische war nicht nur die Sprache der Kirche nnd 
des amtlichen Verkehrs, sondern auch der Gelehrten, Geschichtschreiber und 
meisten Dichter. Ein vortreffliches Lebensbild des Kaisers entwarf ber 
.Jiamfranke Einhard, der jahrelang in feiner Umgebung weilte. 
Die Kunst richtete sich nach römischen und byzantinischen Mustern. 
Herrliche Paläste mit prächtigen Säulen und Waiidmalereien ließ Karl 
m Nymwegen, Ingelheim (bei Bingen) und Aachen errichten. Die Aachener 
|falz verband er durch eine Säulenhalle mit ber Marienkirche (Aachener 
■Uiunsrer), einem achteckigen Kuppelbau, zu welchem antike Bauten in 
JiciucttUß unb Rom foftburc ©fiulcn lieferten. I ' 
I). Die Persönlichkeit Karls deö Großen unb sein Ende. Karl 
war von hohem, starkem Wuchs, sein Haupt schön gerundet, der Ausdruck 
des Antlitzes freudig und heiter; ein kräftiger Schnurrbart umschattete die 
Oberlippe. Im Reiten, Jage» ii»d Schwimmen wurde er von keinem 
* ®9r- d°s Gedicht von K. ©erot: „Wie Kaiser Karl Schulvisitatwn hielt.
	        
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