Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

]52. Der erste punische Krieg. 577 
und die Stadt alten Gräueln der Plünderung Preis gegeben; 25,000 
Personen, wahrscheinlich nur die Freien gezählt, denn der Sclave än¬ 
derte nur den Herrn, wurden in die Knechtschaft verkauft. 
Im Jahre 261 verwüsteten die Carthager mit einer Flotte von 60 
Schissen die Küste Italiens und schreckten viele der Küstenstädte Sici- 
liens ab, sich wieder unter die punische Herrschaft zu begeben. Diese Wen¬ 
dung des Krieges entfernte die zu schnell gefaßte Hoffnung, Frieden 
und darin den völligen Besitz Siciliens bald zu erlangen. Man sah 
ein, daß nur Siege in Africa den Krieg endigen könnten. Daher be¬ 
schloß der Senat eine Flotte zu bauen, und die Punier auf ihrem eige¬ 
nen Element anzugreifen. 
Nach dem Modell einer an der bruttischen Küste gestrandeten car- 
thagischen Pentere wurden 130 Schiffe gebaut, deren Bau am sechszigstcn 
Tage, nachdem die Bäume gefällt waren, vollendet war. Die Ruderer 
wurden auf Gerüsten geübt, und eine kurze Zeit, so lange die Flotte 
vor Anker lag, auf den Schiffen. Denn Ungeduld, die neue Waffe 
zu versuchen, und die verschlimmerte Lage Siciliens rief die Consuln 
auf das Meer. 
Die Carthager hatten der römischen Unternehmung gespottet. Der 
Consul C. Duilius verhehlte sich nicht, daß der Spott der Carthager 
über die Unbrauchbarkeit der römischen Galeeren gegründet sei, und er¬ 
fand das Mittel, mit diesen unbeweglichen Massen zu siegen. Dies 
war nur möglich, wenn den Feinden alle Vortheile der Beweglichkeit 
entzogen, und ihre Schisse durch Entern genommen werden konnten. 
Dies zu bewirken, ward am Vordertheil des Schiffes ein Mast aufge¬ 
richtet, der sich oben in einer Schraube endigte. Eine 36 Fuß lange 
Leiter war um diesen Mast so befestigt, daß zwei Drittheile der Länge 
jenseits des Mastes lagen. Die Sprossen waren in der Quere mit 
Brettern benagelt und die Seiten bis zur Kniehöhe durch Geländer ge¬ 
deckt. An dem äußersten Ende der Leiter war ein äußerst starkes und 
zugeschärftcs Eisen angebracht, oben mit einem Ring, wodurch ein Tau 
zu der Schraube lief. Näherte sich nun ein feindliches Schiff hinrei¬ 
chend, so ward das Tau nachgelassen, die Brücke fiel herab und befe¬ 
stigte sich durch den eisernen Stiel, welcher die Bretter des Verdecks 
im Herabfallen durchbohrte. 
So gerüstet ging Duilius der feindlichen Flotte unverzagt entgegen, 
als er vernommen hatte, daß sie die Küste von Mylä verheere. Die 
Carthager eilten mit 130 Schiffen zur Schlacht wie zu einem Triumph, 
ohne auch nur eine Schlachtordnung zu bilden. Dreißig Schiffe, welche 
die Römer zuerst anfielen, wurden von den Enterbrückcn gefaßt und 
genommen. Die übrigen versuchten durch Evolutionen und Manöver den 
Römern eine günstige Stellung des Angriffs abzugewinnen, aber ent¬ 
weder konnten sie sich nicht nähern, oder wenn sie nahe genug heran¬ 
kamen, so wurden sie von jenen furchtbaren Maschinen ergriffen, und 
zerstört oder erobert. Hoffnungslos und beschämt nahmen sie zuletzt 
die Flucht. Einunddreißig Schiffe, unter ihnen das Admiralsschiff, - 
Pütz, Histor. Darstell, ir- Charakteristiken. I. 37
	        
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