96 Beginn des Krieges 1866.
Ansprüche auf die Herzogtümer erhob der Herzog Friedrich von Auguftenburg
obwohl fein Vater gegen eine Geldentfchädigung auf alle (Erbrechte verzichtet hatte'
Die SchIesroig=hoIfteiner wünschten den Prinzen Friedrich als Herzog. Österreich und
die deutschen Bundesstaaten begünstigten den Plan. Nun aber hatte vor allen Dingen
Pfützen mitzureden; denn es hatte für die Befreiung der Herzogtümer das meiste
getan. (Es wünschte, daß durch Schleswig-Holstein die Wehrkraft Deutschlands zu
Wasser und zu Lande nicht noch mehr zersplittert, sondern gestärkt würde. König
Alheim, von Bismarck beraten, wies die (Erbansprüche des Ruguftenburgers nicht
zurück; aber er forderte für Preußen wichtige hoheitsrechte über Schleswig-Holstein.
(Er verlangte besonders: I. (Einverleibung der schleswig-holsteinischen Truppen in das
preußische Heer, 2. die Herrschaft über Kiel und dessen hafengebiet, 3. das Hecht
zum Bau und zur Verwaltung eines Nord-Gstsee-Kanals. — Österreich wollte aber
eine Machtvergrößerung Preußens um keinen preis zugeben. Lieber mochte Deutsch-
land zerrissen bleiben, fluch viele deutsche Bundesstaaten entrüsteten sich über die
preußische ..Ländergier". Dies ermutigte den fluguftenburger, die preußischen Forde¬
rungen abzulehnen.
p^ußen und (Österreich hatten anfangs die Herzogtümer gemeinsam verwaltet.
Dann vereinbarten die beiden Monarchen (1865 in Gastein) eine getrennte Ver¬
waltung, die Holsteins durch Österreich, die Schleswigs durch Preußen. Die schles¬
wig-holsteinische Frage war damit nicht gelöst. Bismarck aber war entschlossen, nicht
nur die schleswig-holsteinische, sondern auch die deutsche Frage zu lösen. In Holstein
hetzten die Anhänger des Prinzen von fluguftenburg in öffentlichen Versammlungen
gegen Preußen, ohne daß die österreichische Verwaltung es hinderte. Dagegen schritt
Preußen ein. Endlich legte Österreich die schleswig-holsteinische Frage dem Bundes»
tage zur (Entscheidung vor und beantragte die Mobilmachung des Bundesheeres
gegen Preußen. Nun mußte es zum Kriege kommen.
Auf der Seite Österreichs standen alle süddeutschen, die meisten mitteldeutschen
Staaten und das Königreich Hannover, auf der Seite Preußens nur die nord¬
ischen Kleinstaaten und die thüringischen Herzogtümer (außer Meiningen). Schien
Preußen auch im Nachteil zu sein, so war doch das preußische Heer an innerer Eüch-
tigleit und in feiner Bewaffnung (Zündnadelgewehr) den Gegnern überlegen, flußer-
dem hatte Bismarck ein Bündnis mit Italien zustande gebracht; Italien begann
gleichzeitig mit Preußen den Krieg gegen Österreich, um feine nationale (Einigung
zu vollenden. — Die Österreicher konnten also nicht ihre ganze Kriegsmacht den
Preußen entgegenstellen.
Der Krieg.
Die Eröffnung im nördlichen Deutschland. 3u den Gegnern Preußens gehörten
Hannover und Kurhessen. Durch deren Gebiete wurden die preußischen Streitkräfte in
den östlichen und den westlichen Provinzen völlig getrennt. Deshalb eröffneten die
Preußen den Krieg mit der Besetzung dieser Länder. Das hannoversche Heer suchte nach
Süden zu entkommen, um sich mit den süddeutschen Truppen zu vereinigen. Bei Langen»
salza wurde es von einem kleinen preußischen Korps zum Gefecht gezwungen. (Es
fchlug den Angriff zurück, war aber doch festgehalten. Schon am folgenden Tage sah