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bekannte sich zur reformierten Kirche, welche damals außer-
ordentlich viele Widersacher, sowohl bei den Lutheranern als
Katholiken fand. In politischer Hinsicht war es daher für ihn
gefährlich, dieses Bekenntnis nicht allein zu äußern, sondern
auch diejenigen, die seinem Beispiele folgten, zu begünstigen.
Überall fand er dabei solche Schwierigkeiten, welche die übelften
Folgen nach sich ziehen konnten. Die lutherischen Geistlichen
hetzten durch die dreistesten Predigten das Volk auf, die Lehre
der Reformierten für etwas Abscheuliches, ja sogar für eine
gotteslästerliche Abweichung von der lutherischen Religion an-
zusehen. Man redete überall von der verdammten Kalvinisterei
in den abscheulichsten Ausdrücken. Man schmähte zu eigener
Erniedrigung. Das Ansehen des Landesherrn ward herab-
gesetzt, und in den bei dieser Gelegenheit in großer Menge er-
schienenen Schriften befinden sich Ausfälle auf die Ehre und
Person des Kurfürsten, welche von der damaligen Sittlichkeit
keinen sonderlich vorteilhaften Begriff geben. Ein gewisser
Hutter, welcher sich besonders als Widersacher der Reformierten
auszeichnete, schrieb in einem Buche über die Ausbreitung der
Lehre Kalvins bei Anführung einiger Worte des Kurfürsten
an die Landstände: „Leug, Teufel, leng!" und nannte desselben
angeführte Gründe unverschämte Erzlügen.
Die Ehre Gottes gewann bei diesen Handlungen gewiß
nichts, sie waren aber den Menschen, welche sie ausübten,
natürlich und hatten Ehrsucht und Eigennutz zum Grunde.
Der Kurfürst und sein Hos vertrauten ihre Erbauung sowohl,
als ihre Bedienung vorzugsweise nur solchen Leuten an, welche
der reformierten Lehre zngethan waren, und schenkten ihnen
mehr Vertrauen, als den Lutheranern. Dies fiel den letztern
heftig auf und, obgleich jeder Teil vorgab, für die Lehre zu
streiten, zu der er sich bekannte, so eiferte er doch eigentlich
für seine Privatabsichten. In Berlin besonders machte die
Religionsveränderung des Kurfürsten viel Aufsehen und ward
der Hauptstoff der damaligen allgemeinen Unterhaltung.
Die Geistlichen eiferten auf den Kanzeln dawider; an ihrer
Spitze der eifrige Domprobst und Hofprediger Simon Gedicke,