Volltext: Bis zum Tode Friedrichs des Grossen (Bd. 2)

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bekannte sich zur reformierten Kirche, welche damals außer- 
ordentlich viele Widersacher, sowohl bei den Lutheranern als 
Katholiken fand. In politischer Hinsicht war es daher für ihn 
gefährlich, dieses Bekenntnis nicht allein zu äußern, sondern 
auch diejenigen, die seinem Beispiele folgten, zu begünstigen. 
Überall fand er dabei solche Schwierigkeiten, welche die übelften 
Folgen nach sich ziehen konnten. Die lutherischen Geistlichen 
hetzten durch die dreistesten Predigten das Volk auf, die Lehre 
der Reformierten für etwas Abscheuliches, ja sogar für eine 
gotteslästerliche Abweichung von der lutherischen Religion an- 
zusehen. Man redete überall von der verdammten Kalvinisterei 
in den abscheulichsten Ausdrücken. Man schmähte zu eigener 
Erniedrigung. Das Ansehen des Landesherrn ward herab- 
gesetzt, und in den bei dieser Gelegenheit in großer Menge er- 
schienenen Schriften befinden sich Ausfälle auf die Ehre und 
Person des Kurfürsten, welche von der damaligen Sittlichkeit 
keinen sonderlich vorteilhaften Begriff geben. Ein gewisser 
Hutter, welcher sich besonders als Widersacher der Reformierten 
auszeichnete, schrieb in einem Buche über die Ausbreitung der 
Lehre Kalvins bei Anführung einiger Worte des Kurfürsten 
an die Landstände: „Leug, Teufel, leng!" und nannte desselben 
angeführte Gründe unverschämte Erzlügen. 
Die Ehre Gottes gewann bei diesen Handlungen gewiß 
nichts, sie waren aber den Menschen, welche sie ausübten, 
natürlich und hatten Ehrsucht und Eigennutz zum Grunde. 
Der Kurfürst und sein Hos vertrauten ihre Erbauung sowohl, 
als ihre Bedienung vorzugsweise nur solchen Leuten an, welche 
der reformierten Lehre zngethan waren, und schenkten ihnen 
mehr Vertrauen, als den Lutheranern. Dies fiel den letztern 
heftig auf und, obgleich jeder Teil vorgab, für die Lehre zu 
streiten, zu der er sich bekannte, so eiferte er doch eigentlich 
für seine Privatabsichten. In Berlin besonders machte die 
Religionsveränderung des Kurfürsten viel Aufsehen und ward 
der Hauptstoff der damaligen allgemeinen Unterhaltung. 
Die Geistlichen eiferten auf den Kanzeln dawider; an ihrer 
Spitze der eifrige Domprobst und Hofprediger Simon Gedicke,
	        
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