II. Deutsche Geschichte.
L Deutschland vor 3000 Jahren.
a. Land und Volk. Deutschland (Germanien) war vor
2000 Iahren mit Waldungen und Sümpfen bedeckt; daher war es
feuchter, kälter und unfruchtbarer, als es jetzt ist. Man fand keinen
einzigen Obstbaum; unter den wildwachsenden Kräutern nennen die
Römer wilden Spargel und große Rettiche; von Getreidearten baueteu
die Deutschen nur Hafer und Gerste; aus jenem bereiteten sie ein
Mus zum Essen, aus der Gerste Bier, Gerstenwein. Der einzige und
liebste Reichtum der Deutschen waren zahlreiche Herden von Pferden
und Ochsen. Pferde dienten nicht bloß zum Fahren und Rettert im
Kriege und auf Reisen, sondern auch zur Nahrung, und aus dem
Wiehern einiger heiliger Pferde sagte man die Zukunft vorher. — Auch
fanden sich in Deutschland wilde Pferde, Elentiere und Auerochsen;
die Hörner der letzteren gebrauchte man zu Trinkgeschirren. Die
Jagden und die anwachsende Menschenzahl haben die Menge der
wilden Tiere jetzt sehr vermindert. Auch war die Zahl der Vögel
sonst weit größer. — Salzquellen schätzten die alten Deutschen sehr
hoch; doch war ihr Salz nicht weiß, sondern schwarz.
Die alten Deutschen werden von den Römern gerühmt wegen
ihrer Größe, ihrer blauen Augen und ihres rötlichen Haares, und sie
waren gefürchtet wegen ihrer lebhaften Neigung zum Kriege. Waffen
trugen sie im Hause, auf den Feldern, bei Gastmählern, vor Gericht;
mit Waffen legten sie sich schlafen; Waffen legte man den Toten ins
Grab. Auch die Frauen waren kriegerisch. Daher wurden« die alten
deutschen Namen häufig von starken und raubenden Tieren herge-
nommen, z. B. Bär, Leo, Fuchs, Wolf. — Ie stärker und kriegerischer
aber ein Deutscher war, desto weniger arbeitete er: Bestellung des
Ackers und Besorgung des Hauswesens wurde den Frauen und Greisen
überlassen. Der freie kraftvolle Mann ging auf die Jagd, zum Gast-
mahl, spielte und verspielte wohl sich selbst und trank Tage und Nächte
Bredow — v. d. Laan, Ausg. A. 3