716 Zeitalter der Kämpfe um bürgerliche und nationale Freiheit.
des aufstrebenden Inselstaates Japan über das verdorrende „Reich der Mitte"
glänzend bemieS. D-r Sieg des Feldmarschalls Jamagata bei Wng.Jana
' ' * 1894) entschied die Herrschaft Japans über ffiorto. Am
10' f°,bem r erftürmte ein ätoeites japanisches Heer Port Arthur- am
13. Februar 1895 ergab sich die Festung W°i-hai-wei den Japanern.
!'C tm,rl?-etrIntbeä ®°Ifeä 0C" lt"lten- Der chinesische Vieekönig
von Petschili, L>-hung-tschang, trat im Auftrag des chinesischen Kaisers in
lnterhandlungen, die zum Frieden von Simonoseki in Nipon (8. Mai 1895)
führten. In demselben erhielt Japan außer einer bedeutenden Kriegsentschädi-
gung die Insel Formosa, das Malta des Stillen Oceans, nicht aber Korea,
dessen Unabhängigkeit anerkannt werden mußte, und Port Arthur — dank
dem schlauen Wirken der russischen Diplomatie, welche Japans Einfluß und
Macht m Ostasien um seiner selbst willen gerne niederhält. Die chinesische
Regierung hat Rußland gestattet, die sibirische Bahn durch die Mandschurei
zu führen, ein bedeutendes Zugeständnis an den russischen Einfluß in China
^n Korea aber brachten die Russen auf listige Weise die königliche Familie
zu Söul m ihre Gewalt, indem sie dieselbe aus den Händen der japanischen
Partei durch Aufnahme in das russische Gesandtschaftsgebäude „retteten". Im
„Lande der Morgenruhe" ist infolge dieses Staatsstreiches (11. Februar 1896)
der „weiße Zar" tatsächlich Herr.
4. Die Kuttur am Ende des 19. Jahrhunderts.
Was einst Hutten von seiner Zeit sagte: „Die Wissenschaften blühen,
die Geister regen sich, es ist eine Lust zu leben", das kann in gewissem Sinne
auch von unserer Zeit gelten, in welcher die Kultur dank dem nimmer
rastenden Forschungstriebe des Menschengeistes riesenhafte Fortschritte gemacht
hat. Auf allen Gebieten der Wissenschaften herrscht unter den civilisierten
Völkern ein reger Wetteifer, der lebhafteste Betrieb auf dem Felde, dessen Er-
trüge auch dem praktischen Leben zu gute kommen, in dem großen Bereiche
der Naturwissenschaften. Physik, Chemie, Technik arbeiten heutzutage,
man möchte fast nicht mehr sagen: „mit Dampf", sondern: „mit Blitzesschnelle".
Schienennetze, Dampferlinien, Telegraphendrähte, Kabelstränge umspannen den
Erdball und bringen mit der zur Weltmacht gewordenen Presse die Völker
in einen großartigen Wechselverkehr, durch welchen jede neue Errungenschaft
der geistigen Thätigkeit so gut wie materielle Erfolge des Gewerbefleißes rasch
zum Gemeingut der Welt werden. Handwerk und Kunst, Technik, Luxus,
Heilkunde ziehen reichsten Gewinn aus den Ergebnissen strenger Forschung
wie versuchenden Unternehmungsgeistes. Wie kühne Forscher in fremde Gebiete
der Erde vordringen, das Dunkel des „schwarzen Erdteiles" Afrika lichten
und dem Lande der Mitternachtssonne mit Dampf und Luftschiff zustreben,