11
Preußens an Albrecht ebenfalls die Lehnsfahne zu berühren. Das
bedeutete, daß Preußen künftig an Brandenburg als Lehen fallen sollte.
Vorgeschichte Preußens. Vorher gehörte Preußen dem deutschen
Ritterorden. Derselbe war eine Vereinigung von Mönchen, welche zu
den drei gewöhnlichen Mönchsgelübden die Pflicht übernommen hatten,
gegen die Ungläubigen zu kämpfen. Der deutsche Ritterorden war im
3. Kreuzzuge gegründet worden. Nur Deutsche wurden in ihn auf-
genommen. Die Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz.
Im Morgenlande hatten die Ritter gegen die Türken gekämpft. Im
Jahre 1230 begannen sie die Eroberung des Preußenlandes. Fünfzig
Jahre dauerte der Kampf) da war das Christentum und Deutschtum im
Lande fest begründet. An der Spitze des deutschen Ordens stand ein
Hochmeister. Derselbe verlegte nun seinen Sitz nach Marienburg. Aber
der Reichtum des Ordens führte zu einer Lockerung der Sitten. Er
geriet auch in einen Krieg mit dem Könige von Polen, der ihm West-
preußen wegnahm und Ostpreußen nur als Lehen ließ. Im Jahre 1525
verwandelte der Hochmeister Albrecht I. das Ordensland in ein weltliches
Herzogtum.
4) Wohlhabenheit der Mark. Joachim II. war ein Freund
glänzender Feste. Oft veranstaltete er Ritterspiele, Hetzen wilder
Tiere im Tiergarten bei Berlin, Jagden und Wettkämpfe für das
Volk. Das kostete zwar viel Geld, bewies aber, daß die Märker
damals wohlhabend waren. Um fo sparsamer war Joachims Bruder
Johann, der den östlichen Teil des Landes verwaltete. Daher war
es ihm möglich, die Herrschaften Beeskow und Storkow zu kaufen.
Als einst ein Rat am Wochentage mit seidenen Strümpfen bei ihm
erschien, sagte er zn ihm: „Ei, ei, Herr Rat, ich habe auch seidene
Strümpfe, trage sie aber nur des Sonntags." — Beide Brüder
starben 1571 wenige Tage nach einander.
Johann Sigismund, 1608—1619.
Seine Regierung ist wichtig, weil das Kurfürstentum Branden-
bürg damals um große Gebiete vergrößert wurde, und zwar im Westen
und Osten Deutschlands.
1) Erwerbungen im Westen. Zunächst erwarb Brandenburg die
Länder Kleve, Mark und Ravensberg. Ersteres lag am Niederrhein,
Mark an der Ruhr und Ravensberg am Teutoburger Walde. Die
Gemahlin des Kurfürsten war die Nichte des Herzogs dieser Länder.
Derselbe war kinderlos gestorben. Zwar wollten ihm andere Fürsten
die Erbschaft streitig machen, aber es erfolgte in Tanten eine friedliche
Einigung.
2) Anfall Preußens. Durch feine Gemahlin fiel dem Kurfürsten
auch das Herzogtum Preußen zu. Sie war die Tochter des letzten
Herzogs von Preußen, der 1618 starb. Preußen war aber ein
polnisches Lehen und wurde erst später ein selbständiges Besitztum der
Kurfürsten von Brandenburg. Der Name „Preußen" ging 1701 auf