236
Der Kaiser sprach: „Ihr lieben Herrn,
Es geht mit mir zum Sterben;
Klein Heinrich hier, mein lieber Sohn,
Der soll mein Reich erwerben;
Soll herrschen vom Rhein bis Ungarland,
Soll herrschen von Meere zu Meere,
Er soll euch halten Recht und Gericht
Und führen euere Heere;
Er soll im ganzen Deutschen Reich
Ein Herr und König schalten,
Italien, Lothringen, Burgund
In seinen Händen halten;
Slaven und Wenden sollen ihn
Als ihren Herrn betrachten,
Frankreich und Dänemark
Nach seiner Freundschaft trachten!" —
„O Herr, dein Heinrich ist ein Kind
Mit kleinen, schwachen Händen>
Wie soll er halten das große Reich
Und Not und Feinde wenden?
Wie soll er schalten mit Recht und Gericht
Und herrschen von Meeren zu Meeren?
Wie soll er die Fürsten bändigen
Und sich der Pfaffen erwehren?
Wie soll er vollendend weiter bann
An deinen mächtigen Werken?
O Herr, dein Heinrich ist ein Kind
Sag an, was soll ihn stärken?"
„Wohl ist mein Heinz ein kleines Kind,
Doch müßt ihr das euch merken:
Es soll die alte deutsche Treu'
Den deutschen König stärken!
Dann wird er vollenden das alte Werk
Und wird vollenden das neue.
Und Gott gibt seinen Segen dazu.
Den Segen der deutschen Treue!"
Die Fürsten schwuren; dem Sohne ward
Die Königskron' erworben.