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Land, um dasselbe nach Preußischem Muster zu verwalten. Jeder Kreis
erhielt einen Landrat, ein Gericht, eine Post und eine Gesundheitspolizei.
Es wurden Kirchen und Schulen gegründet und Lehrer ins Land
geschickt. Viele deutsche Handwerker wurden herbeigezogen und 1400
deutsche Familien angesiedelt. Bald blühte das Land unter Friedrichs
väterlicher Fürsorge wieder empor.
Durch die Erwerbung Westpreußens wurde Brandenburg mit Preußen
verbunden. Friedrich nannte sich nun, da er ganz Preußen besaß, nicht
mehr König in Preußen, sondern König von Preußen. 80.
Landschulordnung. Für die Bildung des Volkes sorgte Friedrich
durch eine treffliche Landschulordnung. Durch diese wurden alle Eltern
verpflichtet, ihre Kinder regelmäßig zur Schule zu schicken. Jene aber,
welche dieselben zurückhielten, sollten bestraft werden.
13. Persönlichkeit Friedrichs -es Großen.
Sein Äußeres. Friedrich IL war von mittlerer Größe und edler
Haltung. Sein Körper war gesund und kräftig gebaut. Nur im Alter
war seine Gestalt etwas gebeugt und sein Körper gebrechlich. Ihn zierte
eine hohe Denkerstirn; sein Auge blickte feurig und verriet seinen großen
Geist. Gewöhnlich trug er einen blauen Soldatenrock, hohe Stiefel, einen
dreieckigen Hut und in der Hand einen Krückstock.
Seine Tätigkeit. Friedrich hielt sich für den ersten Diener des
Staates und wollte deshalb auch der tätigste sein. Er sagte selbst: „Mein
Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl
aber, daß ich tätig bin." Schon um 4 Uhr stand er meistens auf und
saß oft noch um Mitternacht an seinem Arbeitstische. Auf alle ein¬
gelaufenen Schreiben erfolgte rasch Bescheid; oft schrieb ihn der König
selbst in kurzen Worten auf den Rand. Jedermann hatte Zutritt zum
Könige, um seine Anliegen vorzubringen. „Die armen Leute wissen,
daß ich Landesvater bin," sagte er; „ich muß sie hören; denn dazu bin
ich da."
Ein Beispiel seiner Pflichttreue. Einst hatte Friedrich der Große bis Mitter¬
nacht fleißig gearbeitet und war sehr ermüdet, als er endlich zur Ruhe ging. Trotzdem
befahl er seinem Kammerdiener, er solle ihn um vier Uhr morgens wecken und nicht
nachlassen, bis er aufgestanden sei. Der treue Diener trat um vier Uhr in das Schlaf¬
zimmer des Königs und weckte ihn. Friedrich aber sagte: „Ich bin noch sehr müde,
laß mich noch eine Stunde schlafen." Der Diener aber ließ sich nicht abweisen, sondern
sprach: Majestät, Sie müssen unbedingt aufstehen; denn der König hat es befohlen."
Sofort stand Friedrich auf und begab sich wieder an seine Arbeit.
Jedes Jahr machte Friedrich längere Reisen in die Provinzen. Er
musterte dann die Truppen und forderte von seinen Beamten Rechen*
schaft über ihre Tätigkeit. Gewöhnlich mußten die Landräte und Amt¬
männer neben seinem Wagen herreiten und ihm von dem Zustaude der
Kreise und Ortschaften erzählen. Mit Bauern und geringen Leuten
redete Friedrich stets freundlich, und alle Stände hatten sich seiner väter¬
lichen Fürsorge zu erfreuen.
Vaterländische Geschichte. II. Ausg. B. a