Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 2)

II 29 
dort blühten Rosen und Veilchen, in Berlin schneite es noch. Wie leicht konnte 
sich der Kaiser erkälten und seine Krankheit verschlimmern! — Ein kranker Mann 
ist meist auch schwach und wenig geneigt zu arbeiten. Kaiser Friedrich war 
dennoch sehr fleißig. Er giebt uns ein Beispiel, wie auch wir uns selbst beherr¬ 
schen und arbeiten sollen, auch wenn es, uns schwer wird. — Wodurch zeigte er 
seine Güte und Milde? Welche Auszeichnung wird er seinen Dienern verliehen 
haben? (Orden und Titel.) Wenn jemand einen andern beleidigt, gestohlen oder 
sonst etwas Böses begangen hat, so muß er zur Strafe Geld zahlen, oder er 
kommt ins Gefängnis. Der Kaiser hat aber das Recht, den Verurteilten die 
Strafen zu erlassen.' Das that Kaiser Friedrich für viele und sie waren ihm 
sehr dankbar dafür. 
3. Wie verlief die Krankheit? Wie ertrug der Kaiser diese Leiden? Welches 
Beispiel giebt er dadurch? Ein Lieblingslied des Kaisers Friedrich, das er gern 
fingen hörte, sagt uns auch, warum er so geduldig war Es lautet: 
Lrebttngslieö öes Kaisers Irrieövich. 
Darum bitt' ich, Herr, mein Gott, 
Laß mich immer glaubend hoffen. 
Dann, dann kenn' ich keine Not, 
Gottes Gnadenhand ist offen, 
Drum es komme, wie es will: 
In dem Herren bin ich still! E. von Willich. 
Welche Worte'schrieb Kaiser Friedrich unserm jetzigen Kaiser auf? Warum 
sollt auch ihr dieses Wort beherzigen? Den Mädchen aber kann ich keinen 
besseren Wunsch aussprechen, als den, den Kaiser Friedrich seiner Tochter gab. 
tlls er so schwer krank war, feierte Prinzessin Sophie ihren 18. Geburtstag. Weinend 
trat sie an das Bett des Vaters, sank an demselben nieder und bedeckte seine 
Hand mit Küssen. Der Kaiser aber schrieb mit zitternder Hand die Worte: 
„Bleibe fromm und gut, wie du es bisher gewesen. Dies ist der letzte Wunsch 
deines sterbenden Vaters." — Wann starb Kaiser Friedrich? Wo wurde er Be* 
graben? Warum wird sein Andenken nie vergessen werden? 
Kaiser: §?rteörtc§. 
Am 15. Juni. 
Nicht fällte dich mit jähem Streiche 
Der Blitz aus wildem Schlachtensturm, 
Du sankst, o stolze Kaisereiche, 
Langsam zernagt vom gist'gen Wurm. 
Wenn der Herr ein Kreuze schickt, 
Laßt es uns geduldig tragen! 
Betend zu ihm aufgeblickt, 
Wird den Trost er nicht versagen! 
Denn es komme, wie es will: 
In dem Herren bin ich still. 
Ist auch oftmals unser Herz 
Schwach, und will wohl gar verzagen^ 
Wenn es in dem stärksten Schmerz 
Keinen Tag der Freud' sieht tagen; — 
Sagt ihm, — komm' es, wie es will: 
In dem Herren bin ich still.
	        
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