XVI. Zeitalter der Revolution. Erstes Kapitel. 243
schaft endete in einem Blutbade, dem die Terroristen zum Opfer
fielen. Es trat eine natürliche Reaktion ein; der christliche Gottes-
dienst wurde wieder besucht, Emigranten kehrten zurück, Sitten und
Trachten änderten sich, die neuen Machthaber, bekehrte Jakobiner, und
die ganze neue „Gesellschaft," der Todesfurcht und dem republikanischen
Drucke entronnen, gaben sich bacchantischer Lebenslust hin. Aber
die wüste Wirtschaft der Revolution hatte vielfach Verarmung, beson-
ders durch Entwertung der Geldpapiere, Arbeitslosigkeit. Teu-
ruug und Hungersnot zur Folge; eine Gegenrevolution erstrebte
Herstellung der Monarchie und der Herrschaft der katholischen Kirche.
Um dem vorzubeugen und sich die Gewalt zu sichern, beschloß der Kon-
beut eine neue Konstitution: die vollziehende Gewalt bekamen fünf 1795.
Direktoren, die gesetzgebende der Rat der (30 Jahre alten) 500,
das Veto der Rat der (40 Jahre) Alten. Eine Erhebung der Bür¬
ger von Paris und der Royalisten gegen den Konvent wurde von
diesem durch Napoleon Bonaparte mit Kartätschen niedergeschmet-
tert. Die Direktorialregieruug schuf aber keinen bessern Zustand
im Lande; die Beamten derselben machten Unterschleife und füllten
ihren Beutel, Bestechung war allgemein. Die Kriege nach außen
gingen fort und wurden Eroberungskriege, welche den Machthaber»
und Generalen reiche Kriegsbeute zuführten.
Krieg der 1. Koalition (1792—97). Separatfriede zu Basel, 2. und 3. Tei¬
lung Polens. Bonaparte in Ztalien und Ägypten. Republikanischer Propa-
gandakrieg.
§ 147. Der Revolution im Innern Frankreichs ging seit 1792
der auswärtige Krieg parallel. Die Eifersucht zwischen den gegen
die Revolution verbündeten Österreichern und Preußen verhinderte eine
energische und erfolgreiche Kriegführung. Nach einer fruchtlosen Kano-
nade bei Valmy traten die Preußen den Rückzug aus der Champagne
an, Mainz ging an die Franzosen verloren, sie siegten in Belgien.
Eine große Koalition europäischer Mächte bildete sich nun gegen
die räuberisch um sich greifende französische Republik; die Österreicher
siegten bei Neerwinden, die Preußen bei Kaiserslautern, aber die
Franzosen eroberten nach dem Siege Jourdcms bei Fleurus durch
Pichegru Holland, machten es zu einer von Frankreich abhängigen
batavischen Republik, und das ganze linke Rheinufer geriet in
ihre Hand. Polnische Vaterlandsfreunde wollten in Polen eine erb¬
liche konstitutionelle Monarchie herstellen, dagegen rief der reformfeind-
liche polnische Adel die Russen zu Hülfe. Da ließ auch Preußen
Truppen in Polen einrücken, um dieses nicht völlig in Rußland auf-
gehen zu lassen, und es kam zu einer 2. Teilung des unglücklichen 1793.
Landes, in welcher Preußen ungefähr das heutige Posen als Süd¬
preußen, jenes die llfräne und einen großen Teil von Litauen in Be¬
sitz „ahm. Am Rhein war die alte pedantische Kriegführung der Öfter-
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