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Nach vier Kalifen aus dem Stamme Kore'ifch folgten die oma-
jadifchen Kalifen in der arabischen Herrschaft. Unter einem derselben
unterwarf im Anfang des achten Jahrhunderts der Feldherr Mufa die
Nordküste Afrikas. Sein Unterseldherr Tarik wurde von unzufriedenen
westgoiifchen Prinzen nach Spanien gerufen. Er ging über die Meerenge,
die nach ihm Gibraltar (entstanden aus Gebel al Tarik) heißt, besiegte
711 und tötete (711) den Westgotenkönig Roderich bei Xeres de la Fron-
tera. Aus Neid rief ihn hierauf Mufa ab, warf ihn sogar in den Kerker
und vollendete selbst die Eroberung des Westgotenreichs. Diejenigen West-
goten, welche sich nicht unterwarfen, flüchteten in die astnrischen Gebirge,
führten von hier aus einen unablässigen, erbitterten Kampf gegen die Ein-
dringlinge und eroberten eine Provinz nach der andern zurück. In diesen
Kämpfen zeichnete sich besonders Rodrigo von Vivar, der Cid oder Herr
(f 1099), aus. Übrigens gelangte Spanien unter den Mauren (Arabern),
die aus Mauretanien im nördlichen Afrika gekommen und danach benannt
waren, zur höchsten Blüte, und das Land glich einem Garten. Herrliche
Bauten, z. B. die Alhambra in Granada, zierten die Städte; Künste und
Wissenschaften, besonders Astronomie und Geographie, wurden gepflegt.
Ihre Hochschulen in Toledo und Kordova standen in hoher Blüte und
wurden auch von Christen besucht. Granada war die Hauptstadt des
maurischen Königreichs.
Fragen: Wie erklären sich die Erfolge des Islam? — Was verdankt die
Weltkultur dem Islam? — Wie war die allmähliche Zurückeroberung Spaniens
durch die Christen möglich? — Herders „Cid". „Mohammed" von Lingg. „Das
Wunder auf der Flucht" von Rückert. „Harmosan" von Platen. „Omar" von Geibel.
34. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.
1. Die Ausbreitung des Christentums unter den Deutschen
und die ersten Glaubensboten. Über den Stürmen und Wogen der
Völkerwanderung stand wie ein Bogen des Friedens das Christentum.
Es zähmte die wilden Germanenstämme und verwandelte allmählich die
Schwerter in Pflugscharen. Schon vor der Völkerwanderung hatten sich
am Rhein und an der Donau unter den Germanen einzelne Christen-
gemeinden gebildet. Die Westgoten waren bereits um die Mitte des
vierten Jahrhunderts zum größten Teile arianische Christen. Ihr Bischof
Ulfilas übersetzte um diese Zeit die Bibel in die westgotische Sprache.
Ein Rest dieser Übersetzung wird als „silberner Kodex" in Upsala auf-
bewahrt; auf Purpurgrund stehen silberne Buchstaben. Der Anfang des
gotischen Vaterunsers lautet: „Atta unsar, thu in himinam, yeihnai namö
thein." — Nach den Westgoten wurden bald die Ost goten, darauf die
Vandalen, Burgunder und Langobarden Christen, und zwar an-
fänglich meist Arianer. Später, im 6. Jahrhundert, bekehrten sich bie
Westgoten, Burgunder und Langobarden zur katholischen Lehre. Diese
Lehre verbreitete sich unter den heidnischen Franken (496) feit dem Über¬
tritt Chlodwigs.
Das innere oder eigentliche Deutschland war aber im ganzen von
dem CHriftentnme unberührt geblieben. Da kamen aus Irland, das schon