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„Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre, so müßte sie
doch herunter!" blieben unerfüllt. Nachdem er 12 000 Mann vor ihren
Mauern verloren hatte, mußte er die Belagerung aufheben (1628). Bald
darauf schloß der Kaiser mit ChristianIV. den Frieden zu Lübeck (1629).
Christian erhielt seine Länder wieder, mußte sich aber jeder ferneren Ein-
Mischung in die deutschen Verhältnisse enthalten. Vorher hatte der Kaiser
das Restitutionsedikt erlassen, welches den Evangelischen die Zurück-
gäbe aller seit dem
Vertrage von Pas-
sau (1552) einge¬
zogenen geistlichen
Güter befahl. Das
erregte großen
Schrecken und ge-
waltige Bestür-
zung; denn mit der
Durchführung die-
fes Edikts wären
viele norddeutsche
Bistümer und
Stifter den Prote-
stanten genommen
worden.
b) Wallen-
steins Absetzung.
Inzwischen hatte
sich ein schweres
Gewitter über dem
Haupte Wallen-
steins zusammen-
M. wallenstem. gezogen. Seine zu-
nehmende Macht,
seine Herrschsucht, sein Stolz und seine furchtbare Kriegsweise bewogen die
Fürsten, besonders den Kurfürsten von Bayern, auf dem Reichstage
1630 zu Regensburg (1630) vom Kaiser seine Absetzung zu verlangen.
Ferdinand opferte undankbar Wallenstein seinen Plänen; durch Zugeständ-
nisse an die Reichsfürsten suchte er diese für die Wahl seines Sohnes
zum „römischen" Könige geneigt zu machen. Stolz und kalt zog sich der
abgesetzte Feldherr auf feine böhmischen Güter zurück, richtete einen prunk¬
vollen Hofstaat ein und wartete „aus seine Zeit".
4. Der schwedische Krieg (1630—1635). a) Gustav Adolf
1630 kommt als Helfer (1630). Während die Protestanten der Ausführung
des Restitutionsedikts bange entgegensahen, kam ihnen ein Helfer in der
Not von Norden. Gustav Adolf von Schweden, ein Herrscher von
königlicher Gestalt, hohem Feldherrntalent, großer Frömmigkeit und edlem
Herzen, nahm sich seiner Glaubensgenossen an. Freilich war es nicht allein
Mitleid mit den Glaubensgenossen, was den König zu diesem Schritt