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Friedrich Wilhelm IV. hatte sich aber nicht bloß öffentlich zu dem Rechte des
Landes bekannt; er sandte auch sofort unter dem General Wrangel eine
Abtheilung seiner Heeresmacht nach Holstein, und schon am 5. April waren
die ersten Preußen in Rendsburg eingetroffen.
Dennoch dauerte es 14 Tage, bevor ernsthafte Anstalten zur Vertrei¬
bung der Dänen getroffen wurden; die Preußen standen auf der Grenze
zwischen Holstein und Schleswig, und die Schleswigholsteiner, auf schleswig-
schem Boden stehend, hatten noch immer allein mit den Dänen zu thun. Ihre
Zahl ward übrigens durch den Zuzug deutscher Freischaaren täglich größer,
und manche der neuen Ankömmlinge fanden gleich nach ihrem Eintreffen Ge¬
legenheit, die Bekanntschaft der Dänen zu machen. Am stillen Freitag, den
21. April, unternahmen die Dänen einen Ausfall aus Eckeruförde, wurden
aber durch einen Bajonnettangrisf des Wasmerschen Freieorps zurückgeworfen.
Am 23. April endlich, am ersten Ostertage, erfolgte ein allgemeiner An¬
griff auf die dänische Stellung, und die Preußen erkämpften im Verein mit
den Schleswigholsteinern bei Schleswig einen vollständigen Sieg. Rascher
als sie gekommen waren, eilten die Dänen nach Norden. Sie mochten etwa
150 Todte, ebenso viele Gefangene und 500 Verwundete verloren haben;
den vereinigten Preußen und Schleswigholsteinern hatte die Schlacht, nament¬
lich die Erstürmung des Dannewerks, etwa 50 Todte und 300 Verwundete
gekostet. Am folgenden Tage wurden die deutschen Bundestruppen, das
10. Armeecorps, beordert, die Dänen zu verfolgen, stießen beiBilschau
und Oeversee auf den Nachtrupp und brachten ihm noch eine Schlappe bei.
Vonr 10. Armeecorps unterstützt, wäre es nun für Wrangel ein Leichtes
gewesen, die Herzogthümer gänzlich von den Dänen zu säubern und Jütland
zu besetzen. Er betrieb aber die Verfolgung der Feinde so langsam, verbot
dem 10. Armeecorps, das im Sundewitt Stellung nahm, so nachdrücklich
den Angriff aus Alsen, kürzte seinen Besuch in Jütland, wo er die Weg¬
nahme deutscher Schiffe durch die dänische Flotte strafen wollte, so unbe¬
greiflich ab, daß der ganze Krieg im Norden im Lauf des Sommers den
Charakter eines Scheiukrieges annahm und es Jedermann klar werden mußte,
daß es Preußen mit der schlcswigholsteinischen Sache nicht rechter Ernst sei.
Nur der 7. Juni macht eine rühmliche Ausnahme. Der Freischaarenführer
v. d. Tann überfiel an diesem Tage mit etwa 450 Freischärlern ein gegen
5000 Mann starkes dänisches Corps bei Hoptrup, schlug einen Theil des¬
selben in die Flucht und erbeutete nebst einer Anzahl von Gefangenen eine
Kanone, drei Protzen und mehrere Pferde.
Ganz unzweifelhaft wurde die Unlust Preußens erst, als die preußische
Regierung mit der dänischen zu Malmöe in Schweden am 26. August auf
sechs Monate einen schimpflichen Waffenstillstand abschloß, demzufolge die
provisorische Regierung abtreten und für die Zeit der Waffenruhe eine neue
Regierung eingesetzt werden sollte.
IV.
Die Bildung der neuen Regierung forderte Zeit; denn man konnte sich
über die Persönlichkeiten nicht einigen. Daher kam cs, daß die provisorische
Regierung auch noch eine Zeitlang während des Waffenstillstandes am Ruder
blieb. Theodor Olshausen war übrigens, als der Abschluß des schimpflichen
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