— 69 —
gesprungen war. Innere Streitigkeiten über Gerechtsamen und äußere
Kriege, um Eroberungen zu machen, sind fortan die Geschichte Roms.
3. Wie es wuchs und durch Könige regiert ward. Ro mulus
machte Rom zur Freistatt für Verfolgte. Da es aber der jungen An-
siedelnng an Frauen fehlte, raubten an einem Feste die römischen Jünglinge
die eingeladenen sabinischen Jungfrauen. In dem darüber entbren-
nenden Kriege vermittelten die Frauen den Frieden und die Vereinigung
der Sabiuer mit den Römern. Erstere wurden auf dem kapitolinischen
und dem quiriu »lisch en Hügel angesiedelt. Ro mulus soll noch mehrere
glückliche Kriege geführt hoben; nach seinem Tode wurde er als Gott
Quiriuus verehrt. — Der weise Numa Pompilius ordnete den Gottes-
dienst, teilte das Jahr in zwölf Monate und baute den im Kriege offenen
Janustempel. Seine geheime Beraterin war die Nymphe Egeria in
einer Hainquelle bei Rom. Nach seinem Tode beweinte sie ihn so lange, bis
Diana sie in eine Quelle verwandelte. Der oberste Leiter des Religions-
Wesens war der Pontifex maximns (Oberpriester), der an der
Spitze eines Priesterkollegiums die heiligen Bücher bewahrte und die
gottesdienstlichen Ordnungen überwachte. Die Auguren erforschten den
Willen der Götter aus dem Fluge und dem Geschrei der Vögel, aus deq
Zeichen des Himmels und den Eingeweiden der Opfertiere. Die Vesta-
linnen waren die jungfräulichen Priesterinnen der Vesta, der Schützerin
des häuslichen Herdes. Sie unterhielten das ewige Feuer im Tempel
der Göttin, bewachten ihre Heiligtümer und brachten ihr Opfer dar. Sie
waren hochgeehrt, wurden aber bei Verletzung ihres Dienstes und ihrer
Würde hart bestraft. Andere Schutzgötter des Hauses und der Familie
waren die Penaten und Laren. Salz, Mehl und Weitr* wurden
ihnen als Opfergaben dargebracht. Den Manen oder Seelen der Ver-
storbenen wurden Feste gefeiert und Gaben geweiht. Janns war der
Gott alles Anfangs, des Friedens und des Krieges. Seine Bildsäule
hatte zwei Gesichter, so daß er vorwärts und rückwärts sah. In seinen
Tempel führten zwei Tore, von Osten und von Westen. Durch diese zog
das Heer aus in den Krieg und ein nach der Heimkehr. In Kriegs-
§ eitert waren beide Tore offen zum Zeichen, daß Janns mit dem Heere
in den Krieg gezogen sei, im Frieden geschlossen, um den Gott in
seinem Tempel festzuhalten. Der erste Monat des Jahres war dem Janns
geweiht, daher sein Name Januar.
Der kriegerische Tullus Hostilius unterwarf Alba Longa nach
dem Kampfe der drei Horatier und der drei Kuriatier und fiedelte
die Bewohner auf dem cälischen Hügel an. Er wurde vom Blitze
erschlagen. — Ankus Marcius verpflanzte die Bewohner einiger lati-
nischen Städte auf den aventinifchen Hügel, zog eine Ringmauer um
die Stadt und gründete die Hafenstadt Ostia. — Der eingewanderte
Tarquiuius Priskus stahl seinen Mündeln, den Söhnen des A. Mar-
cius, die Krone, führte glückliche Kriege, verschönerte Rom, legte die
Kloaken (unterirdische Abzugskanäle), ,das Forum (Marktplatz) und
den Zirkus (Rennbahn) an. Des Auws Söhne erschlugen ihn.
Die römische Gemeinde bestand bis auf Ankus Marcius aus Pa-