Anfang des dreißigjährigen Krieges. *»7
war unter den Augen des sehr eifrig katholischen Herzogs Wilhelm von Baiern
erzogen und von Jugend auf zu den strengsten Grundsätzen in Reügwnsfachen
angehalten. Seine Kirche hielt er für die allein seligmachende und war über¬
zeugt, daß es seine Pflcht als Landesherr sei, seine Unterthanen durch alle Mit¬
tel, selbst durch Gewalt, bei ihr festzuhalten oder zu ihr zurückführen. In der
Befolgung dieses Grundsatzes verfuhr er offen und ohne Hinterlist und dieses
mußten selbst seine Feinde an ihm ehren. In seinen Erbländern Steiermark,
Kärnthen und Kram fing er sein Werk an, er resormirte sie, d. H. er führte sie
zu der alten Kirche zurück, verschloß alle protestantischen Kirchen, deren schon
eben so viele da waren, als der katholischen, und duldete keinen Gottesdienst,
außer dem einen. Wer sich nicht dazu halten wollte, durfte auswandern, wie
es im Augsburger Religionsfrieden ausgemacht war. Durch rasche und kräftige
Maßregeln brachte er es dahin, daß trotz der heftigsten Unzufriedenheit doch kein
Aufstand ausbrach, und in wenigen Jahren wurde keine protestantische Predigt
mehr in seinen Ländern gehört. Ein solcher Fürst, der nun das Haupt des
ganzen östreichischen Hauses, Besitzer so vieler Länder, und wahrscheinlich auch
Kaiser werden sollte, mußte in den Evangelischen die größten Besorgnisse erwecken.
68. Anfang des dreißigjährigen Krieges.
In Böhmen brachte diese Besorgniß den ersten Ausbruch von Unruhen
hervor. Die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von Prag erbauten
eine neue Kirche in dem Städtchen Klo st er grab, und die des Abtes von
Braunau in Braunau selbst. Obgleich nun in dem Majestätsbriefe den
Evangelischen erlaubt war, neue Kirchen zu errichten, so wurde doch auf kaiser¬
lichen Befehl die Kirche Klostergrab niedergerissen und die in Braunau geschloffen;
denn, hieß es, nach dem Majestätsbriefe dürsten wohl die evangelischen S t ä n d e
von Böhmen neue Kirchen errichten, nicht aber die Unterthanen katholischer
Stände. Die Evangelischen beschwerten sich beim Kaiser über Verletzung des
Majestätsbriefes, erhielten aber eine harte Antwort. Diese Antwort sollte, dem
allgemeinen Glauben nach, nicht in Wien, sondern in Prag selbst von den
kaiserlichen Statthaltern Martinitz und S law ata verfaßt und dem Kaiser
zur Unterschrift vorgelegt sein. Die beiden Genannten waren den Protestanten
außerordentlich verhaßt; von Martinitz sagte sich das Volk, er habe seine evan¬
gelischen Unterthanen mit Hunden in die katholischen Kirchen hetzen lassen; und
Slawata sollte ebenfalls die härtesten Mittel angewendet haben, die seinigen
zum katholischen Glauben zn zwingen. Der Haß gegen Beide brach am 25. Mai
1618 in eine arge Gewaltthat aus. Die Abgeordneten der evangelischen Stände
erschienen an diesem Tage bewaffnet im königlichen Schlöffe vor den 4 Statt¬
haltern. Zwei derselben, Sternberg und Lobkowitz, führten sie in ein Neben¬
zimmer, weil sie, wie einige aus dem Haufen sagten, die Ausfertigung des
schweren und nachtheiligen kaiserlichen Schreibens nicht gebilligt hätten; die beiden,
Martinitz und Slawata aber, nebst dem Geheimschreiber Fabricius, wurden zu
den Fenstern des Saales geschleppt und von einer Höhe von 40 Fuß hinab in
den Hof gestürzt. Trotz dieses gewaltigen Sturzes kamen doch alle drei mit
dem Leben davon, denn sie waren auf einen Haufen von Papiertrümmern und
anderm Kehricht gefallen. — Durch diese unerhörte That war die Empörung