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Geschichte der neuen Zeit.
Konrgm begleitete, wollte ihn tüchtig ausschelten; aber Luise unterbrach sie
mit den Worten: „Lassen sre nur. Ein Knabe muß wild sein". Und m
betn Knaben sagte sie: „Renne nur, mein Söhnchen; aber falle nicht und
bestelle ernen schonen Gruß von mir an deine Eltern"
Luise und ihr Lehrer. Ein bejahrter Lehrer, welcher der Königin
Lmse ln rhrer Jugend Schrerbunterncht ertheilt hatte, wollte seine koke
Schülenn verfeinern Ende noch einmal sehen. Er kam in Berlin an und
liefe sich bei der Komgm als ein alter Bekannter aus Darmstadt melden
Die Komgm ließ thn sogleich vor sich kommen und freute sich sehr, ihn
wiederzusehen. Sre unterhielt sich einige Stunden mit ihm; auch der Köniq,
ber dazu mm, nahm Antheil an dem Gespräche. Die Königin fragte ihn'
Luise, Königin von Preußen.
endlich, ob er denn kein Anliegen habe. Er versicherte, er brauche nichts,
sondern habe sein gutes Auskommen. Er sei nur gekommen, seine ehemalige
Schülerin noch einmal wiederzusehen. Der König machte ihm nun den
Vorschlag, er möge sich jetzt die Merkwürdigkeiten Berlins ansehen, um
ein Uhr sich wieder einfinden und Mittag bei ihm zu essen. Der alte
Mann wollte das Letzte aus Bescheidenheit nicht annehmen und entschuldigte
sich; allein der König wiederholte es ihm im vollen Ernste, und sagte ihm
rioch, sie wären ganz allein, er solle nur kommen. Der Lehrer fand sich
also zur bestimmten Zeit ein und aß mit an des Königs Tafel. Als sie
aufstanden, übergab ihm die Königin ihr mit Edelsteinen eingefaßtes Bild-
niß und sagte zu ihm: „Nehmen sie, mein lieber, alter Lehrer, diese Kleinig¬
keit zum Andenken von ihrer ehemaligen Schülerin, die sich recht herzlich