Full text: Länder-, Verfassungs- und Kulturgeschichte (Teil 3)

litauisch. Die heidnischen Pruzzen (Preußen) waren in Aussehen, 
Leben und Sitte den alten Deutschen ähnlich, doch den Slaven stamm¬ 
verwandter. Sie wollten sich durchaus nicht zum Christentum 
bekehren, soviel sich auch die christlichen Polen darum bemühten. 
Am Ende des 10. Jahrhunderts hatte schon der Bischof Adalbert 
von Prag hier den Märtyrertod erlitten. Gegen Ende des 12.Jahr¬ 
hunderts nahm der Mönch Christian aus dem Kloster Oliva, unter¬ 
stützt von dem Herzoge Konrad von Masovien, das Bekehrungswerk 
wieder aus. Anfangs waren seine Predigten von Erfolg. Schon 
hatte ihn der Papst zum Bischof von Preußen ernannt, als das 
heidnische Volk das Kulmerland verheerte, worauf die meisten 
Neubekehrten wieder abfielen. Auf Christians Rat bat Konrad 
von Masovien den Deutschen Ritterorden um Hilfe. 
Der Deutsche Ritterorden hatte zuerst seinen Sitz in Palästina. 
Dort war er zur Zeit der Kreuzzüge von Friedrich von Schwaben 
zum Kampfe gegen die Türken und zur Pflege der kranken Pilger- 
gegründet worden. Die Türken bedrängten aber das heilige Land 
immer mehr, so daß der Orden ein Besitztum nach dem andern 
verlor. Da kam der Ruf Konrads von Masovien zu gelegener 
Zeit. Der damalige Hochmeister Hermann von Salza hatte seinen 
Sitz in Venedig. Dadurch, daß er dem Orden eine neue Tätigkeit 
im deutschen Osten an der Weichsel und am Pregel anwies, er¬ 
schloß er ihm eine große Zukunft. Kaiser und Papst unterstützten 
das Unternehmen, indem sie dem Orden das Heidenland für den 
Fall, daß er es erobere, schenkten; doch sollte es unter der Ober¬ 
hoheit des Kaisers bleiben. Im Jahre 1226 kamen die ersten 
Ordensritter nach Preußen; 1230 brachte der erste Landmeister, 
Hermann Balk, Verstärkungen. Er erschien mit 100 Reisigen und 
20 Ordensrittern und erbaute am rechten Weichseluser die Burg 
Thorn zum festen Rückhalt für seine Streitmacht. Bald folgten 
den Rittern Scharen von Kreuzfahrern, denn der Papst stellte 
denen, die nach Preußen oder Livland gingen, Ablaß in Aussicht. 
In fünfzigjährigem Kampfe, der durch den Mangel an Eintracht 
zwischen den Fürsten der Preußen erleichtert wurde, haben die 
Ordensritter den tapfern Widerstand der Preußen gebrochen und 
das Ordensland Preußen begründet. 
In dem eroberten Lande entstanden überall Burgen und 
Städte, wie Thorn, Kulm, Marienwerder, Elbing u. a. (Königsberg 
wurde von dem Könige Ottokar II. von Böhmen gegründet, der
	        
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