Full text: Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit (Bd. 1)

Ackerbau und Viehzucht. 'Jagd. 
ausgeführt, die zum Schutze der Kämpfer mit Decken versehen waren. Sobald eine Stadt' 
ober Festung genommen mar, murde alles Eigentum als Beute betrachtet und sämtliche Ein¬ 
wohner mußten als Gefangene dem Sieger folgen. In den unterworfenen Ländern errichtete 
man Denkmäler und Inschriften aller Art zum Audenken an den Sieg. Eine Anzahl dieser 
Denkmäler sind noch erhalten. Die von Sesostris errichteten enthielten die Inschrift: „Dieses 
Land überwand mit seinen Waffen der König der Könige und der Beherrscher aller Herrscher, 
Sesostris." Heimkehrende Sieger wurden mit großem Jubel empfangen und Priester der- 
herrlichten die dem Lande verliehenen Segnungen und Wohltaten. Der König brachte den 
Göttern Opfer dar und überließ ihnen als Geschenk einen Teil der Beute. Die Gefangenen 
wurden teils zu Arbeiten in den Bergwerken und Steinbrüchen angehalten teils genossen sie 
im Lande als Untertanen die Freiheit. Den größten Anteil an der Beute bekam der König; 
aber auch die würdigsten unter den Kriegern gingen nicht leer aus. Die unterworfenen 
Völker mußten Tribut entrichten, der in kostbaren silbernen und goldenen Gefäßen, Ringen, 
Ketten, Elfenbein, mit kostbaren Flüssigkeiten angefüllten Krügen, zahmen und wilden Tieren, 
Fellen, Vogeleiern, Früchten, Wagen, Pferden, Waffen und Knnsterzengnissen bestand. 
Volksleben der Ägypter. 
Unter der despotischen Macht der Pharaonen neben dem ernsten Wesen der Priester 
bot das Volksleben die buntesten, wechselvollsten Szenen. 
Dem Ackerbau lagen die Landwirte eifrig ob. Es war nicht auf alten Äckern Ägyp¬ 
tens notwendig Furchen zu ziehen. Im Dezember und Januar, wenn das Wasser abgelaufen 
war, streute man die Saat in den feuchten Boden uud ließ sie, wie Herodot berichtet, durch 
Schweine oder, wie die Monumente zeigen, durch Ziegen eintreten. Auf andern Darstellungen 
sehen wir sehr einfache Pflüge, mit Ochsen bespannt, leichte Furchen ziehen oder das Erdreich 
mit der Hacke lockern. Überall sind die Aufseher neben den Arbeitern und Hirten auf dem 
Felde. Ende März wird schon geerntet; Weizen und Mais werden mit der Sichel geschnitten; 
Ochsen treten die Körner aus; dazu singt der Treiber nach der Inschrift eines Felsengrabes: 
„Dreschet für euch. Ochsen, dreschet für euch, dreschet Scheffel für eueru Herrn." Dann wird 
das Getreide geschüttelt und in Säcken in die Speicher getragen. Die Trauben werden zu- 
weilen von Menschen ausgetreten, während nach andern Darstellungen Wein und Ol durch 
Pressen gewonnen und mit Hebern in große Gefäße gebracht werden. 
Die Viehzucht war bedeutend. Die Monumente zeigen uns große Herden von Hüh- 
nern, Gänsen, Ziegen, Schafen, Eseln, Rindvieh, sowohl in Ställen als auf der Weide. 
Federviehhändler sind häusig dargestellt. Diodor bemerkt, es sei wunderbar, mit welcher 
Sorgfalt und Kunst die Hirten ihre Tiere hüteten, welche Kenntnis sie von der heilsamen 
Pflanzennahrung besäßen, weil sie ihr Geschäft von den Voreltern mit vielen Erfahrungen 
und Kunstgriffen überkommen hätten, und wie dadurch die Zucht der Tiere ungemein beför- 
dert werde. Die Monumente bestätigen diese sorgfältige Pflege und zeigen uns namentlich 
die ärztliche Behandlung kranker Tiere. 
Nach dem Zeugnisse der Denkmäler waren die Ägypter auch eifrige Jäger. Hasen, 
Füchse, Steinböcke, Gazellen, Hyänen, Büffel und Löwen werden im Gehege von Netzen ge¬ 
trieben oder mit Pfeil und Bogen und Hunden verfolgt, mit Wagen und Windhunden gehetzt. 
Gazellen und Büffel werden auch mit dem Laffo gejagt, den Hyänen Fallen gestellt, das 
Nilpferd von den Barken aus mit dem Speer angegriffen.
	        
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