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klagten ihn seine Feinde an, er schmähe die Götter und sei ein Ver¬
derber der Jugend. Er verteidigte sich zwar glänzend, wurde aber
doch zum Tode verurteilt.
Seine Freunde wollten ihm zur Flucht verhelfen. Er ging
aber auf ihre Pläne nicht ein, sondern trank mit ruhiger Miene den
Giftbecher.
6. Akzibicrdes.
Gleichzeitig mit Sokrates lebte in Athen der berühmte Alzi-
biades. Durch seinen Witz, seine Herrschsucht und seinen zügellosen
Mutwillen zog er die Aufmerksamkeit der Athener auf sich.' Aus
seiner Jugendzeit werden uns manche Beispiele seiner Keckheit und
Geistesgegenwart erzählt. Einst spielte er in einer engen Gasse mit
andern Knaben Würfel. Eben war der Wurf an ihn gekommen,
als ein Wagen heranfchr. „Warte ein wenig!" rief er dem Fuhr¬
mann zu. Der kehrte sich nicht daran und fuhr seinen Weg. Da
warf sich Alzibiades quer vor die Pferde nieder und der erschrockene
Fuhrmann mußte halten. Darauf that er seinen Wurf und trat
nun erst beiseite.
Einst kaufte er einen schönen Hund für schweres Geld. Allge-
mein sprach man von der Schönheit des Hundes und dem teuern
Preise. Da hieb er dem Tiere den Schwanz ab — nun war der
abgehauene Schwanz das Stadtgespräch.
Durch solche Streiche machte er von sich reden und hatte seine
Freude daran, die Athener zu äffen.
Seinen Lehrern folgte er willig und lernte alles mit der leb¬
haftesten Wißbegierde. Besonderes Zutrauen und große Hochachtung
hegte er zu seinem Lehrer, dem weisen Sokrates. „Von Sokrates
Rede werde ich so ergriffen," sagte er, „daß mir das Herz klopft und
die Thränen mir ans den Augen dringen."
Alzibiades war bei seinem Volke sehr beliebt und hatte grdßen
Einfluß auf dasselbe. Er beredete es zu einem Feldzuge nach Sizilien.
Eine reich ausgerüstete Flotte machte sich auf den Weg und eine Stadt
»m die andere wurde erobert. Plötzlich rief man aber den Alzibiades
nach Hause zurück. Hier hatte man ihn der Entweihung der Reli¬
gion angeklagt. Er entfloh jedoch nach Sparta. Alzibiades gab
den Spartanern kluge Ratschläge, uud was sie unternahmen, gelang