Brandenburg vor den Hohenzollern. § 139.
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neu, und ihre Dome wurden die Sammelpunkte der neuen Gemeinden.
Um das ungastliche, von Wald und Moor bedeckte Land urbar zu machen,
zog er Ansiedler aus deutschen Ländern, vor allem aus Niedersachsen
(Flamänder, vgl. Fläming) herbei, belehnte Ritter, die ihm im Kampfe
gegen die Slawen geholfen hatten, mit größeren Gütern, um sie an das
Land zu fesseln, und begünstigte die Gründung von Klöstern, die bald
auch zu Musterwirtschaften für die Umgegend wurden. Seine Nach¬
kommen, die Askanier (1170—1320), erweiterten durch Eroberungen
den überkommenen Besitz und setzten die Bemühungen, dem Lande
immer reicheren Ertrag abzugewinnen, mit Erfolg fort: so erwuchs
hier in der Arbeit des Ackerbaues wie in strenger kriegerischer Zucht ein
kräftiger, echt deutscher Stamm. Dem Reiche war das glänzende Geschlecht
der Askanier stets getreu. Auf Albrecht den Bären folgten: Otto I.,
sein Sohn (1170—1184), der Stifter des Zisterzienser-Klosters Lehmn,
Otto II. (1184—1205) und sein Bruder Albrecht II. (1205—1220),
die harte Kämpfe mit dem Erzbistum Magdeburg und um die Lehns-
hoheit über Pommern ausfochten, weiter Albrechts II. Söhne Johann I.
(1220—1266), der Stifter von Chorin, und Otto III. (1220—1267),
die zu den mächtigsten Fürsten ihrer Zeit gehörten und die Grenzen
Brandenburgs bis über die Oder ausdehnten. Nach ihrem Tode be¬
gründeten ihre Söhne die Linien Stendal (johanneische) und Salz¬
wedel (ottonische). Eine Zeitlang konnte es scheinen, als wenn bei
den fortgesetzten Teilungen die Marken völlig zersplittert werden würden,
aber das schnelle Hinsterben der Askanier machte solchen Besorgnissen ein
rasches Ende. Die jüngere, salzwedelsche Linie, aus der bedeutende
Männer nicht hervorgegangen sind, starb 1317 aus, und 1320 auch die
ältere, stendalsche, der Otto IV. mit dem Pfeile, der eifrige Bekämpfer
des Magdeburger Erzbischofs, und der kühne Waldemar (1308—1319)
angehörten; dieser vor allem hat dem askanischen Namen Ehre gemacht:
er führte einen ruhmvollen Krieg gegen die verbündeten Könige von
Dänemark, Schweden und Polen und mehrere deutsche Fürsten und be¬
hauptete, obwohl er bei Gransee (1316) in hartem Kampfe unterlag, in
dem ehrenvollen Frieden von Templin doch feinen Besitz.
2. Nachdem der letzte Sproß der brandenburgischen Askanier, Hein¬
rich das Kind, verschieden war (1320), zog Kaiser Ludwig der Bayer
die Marken als erledigtes Reichslehen ein und gab sie 1324 seinem
Sohne Ludwig dem Älteren. Nun kamen schwere Zeiten über
Brandenburg. Der neue Markgraf war noch ein Knabe. Das war
schlimm, denn die Unbotmäßigkeit der Ritter wuchs, und die Nachbarn
gewöhnten sich daran, die Marken als herrenloses Land anzusehen, das
sie mit ihren Einfällen ungestraft verwüsten könnten; aber schlimmer war,
daß der St^it des Kaisers Ludwig mit dem Papste die Geistlichen des
Landes den Bayern zu Feinden machte, und daß der junge Markgraf,