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Der deutsche Krieg. Der Friede zu Prag. §§ 236 237.
folgte den schwarz-weißen Fahnen. Nur einmal, bei Trautenau,
scheiterte der Angriff der Preußen; sonst errangen sie in diesen letzten
Junitagen Sieg auf Sieg. Bei Nachod und Skalitz schlug der eiserne
Steinmetz die Österreicher, bei Soor siegle die preußische Garde und
machte den Tag von Trautenau wett. Und wie die Armee des Kron¬
prinzen, so rückte auch die seines Vetters, des Prinzen Friedrich Karl,
siegreich vor. Er warf die Feinde bei Podol an der Jserbrücke und bei
Münchengrätz zurück, und nach den heißen Tagen von G Usch in
war die Verbindung aller drei preußischen Heere miteinander hergestellt.
Als König Wilhelm, von Bismarck, Moltke und Roon be¬
gleitet, beim Heere eintraf, standen die erste und die Elbarmee vereint
an der Bistritz, einem rechten Nebenflüßchen der Elbe, die zweite
Armee noch einige Meilen weiter nordöstlich. Und nun kam's zu der
1866,3.Juli.gewaltigen Schlacht bei Sadowa oder Königgrätz, wo nach furcht¬
barem Ringen auf einem weit ausgedehnten Schlachtfelde durch das
rechtzeitige Eintreffen der Armee des Kronprinzen ein glänzender Sieg
über die österreichische Streitmacht unter Feldzeugmeister Benedek er¬
fochten ward.
§ 237. Der Friede zu Prag. Diese eine Schlacht entschied den
kurzen, aber blutigen Feldzug. Das preußische Heer hatte sich nicht bloß
durch seine Bewaffnung mit dem Zündnadelgewehre, sondern vor allem durch
seine Ordnung und Zucht, durch die Bildung und Schulung der Offiziere wie
des gemeinen Mannes dem österreichischen so überlegen erwiesen, daß ein
Sieg Österreichs ausgeschlossen erschien. Nun wurden im Westen auch
die Truppen der mit Österreich verbündeten süddeutschen Staaten durch
die preußische Mainarmee unter General Vogel von Falckenstein,
dann unter General von Manteuffel in einer Reihe von Gefechten
geschlagen, und auch ihre Gebiete begannen die Preußen zu besetzen.
Gegen das mit Preußen verbündete Königreich Italien waren die
Österreicher dagegen zu Lande unter dem Erzherzog Albrecht bei
Custoza und zur See bei Lissa siegreich gewesen. Obwohl nun auf
Bitten des Kaisers Franz Joseph Napoleon vermittelnd zwischen die
kriegführenden Mächte trat, gelang es nicht, Preußen, dessen Heere bis
an die Donau vor Wien vorgerückt waren, um die Erfolge seines Sieges
zu bringen. Österreich, in seiner Widerstandskraft gebrochen, mußte sich
zum Waffenstillstand von Nikols bürg bequemen, dem am 23. August
der Friede zu Prag folgte. Danach schied Österreich, das Venetien
an Italien abtreten mußte, aus dem Deutschen Bunde, dessen Neu¬
gestaltung Preußen überlassen blieb, aus: seine Vorherrschaft in Deutsch¬
land war auf immer dahin. Schleswig-Holstein, Hannover, Kur¬
hessen, Frankfurt a. M. und Nassau kamen an Preußen. Damit
waren die beiden Hälften, in die es bisher zerrissen war, vereint; der
Staat bildete nun ein zusammenhängendes, geschlossenes Ganze. Es war