Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

114 VIII. Der Große Kurfürst in Westfalen. 
Kraft wurden die Reihen der Türken durchbrochen, und bald löste 
sich das türkische Heer in wilde Flucht auf. Sporck war der Held 
des Tages. Der Kaiser Leopold erhob ihn zum Dank für die 
glänzende Waffentat in den erblichen Grafenstand des heiligen 
römischen Reiches, gab ihm einen' Türkenkopf ins Wappen und 
schenkte ihm große Güter in Böhmen. 
d. Sporüs Ende. Jetzt' erst lernte er seinen Namen schreiben. 
Er unterschrieb von nun an: „Sporck, Graf." Als man ihn darauf 
aufmerksam machte, daß es gebräuchlich sei, „Graf Sporck" zu 
schreiben, sagte er in echtem Westfälisch: „Ei wat, ick was eher 
Sporck as Graf!" Bei der Dämpfung eines Aufstandes in Ungarn 
behandelte er die Evangelischen sehr hart und grausam. Als er am 
Niederrhein gegen die Franzosen kämpfte, bezog er in Westfalen 
Winterquartiere und besuchte 1673 auch seine alte Heimat. Von 
dem Bischof von Paderborn wurde er mit großen Ehren empfangen 
und von ihm mit einem glänzenden Gefolge nach dem nahen Sporck- 
hofe begleitet, wo ein noch lebender Bruder mit feiner Familie 
ihn an der Schwelle feines Geburtshauses willkommen hieß. 1677 
starb der mutige, unbeugsame Westfale nach 50 Jahren „voll 
Schwertgeklirr und Roßgestampf" als Kaiserlicher Feldmarschall auf 
seinem Schlosse bei Königgrätz in Böhmen. 
VIII. Der Srohe Kurförff in Westfalen. 
1. Hit (Erwerbmir) 6er westfälischen Gebiete. 
a. Minden. Im Westfälischen Frieden 1648 erhielt der Große 
Kurfürst als Entschädigung für Vorpommern das Bistum Minden; 
sein Umfang entsprach etwa den heutigen Kreisen Minden und 
Lübbecke. Es kostete aber den Kurfürsten große Mühe, in den wirk¬ 
lichen Besitz des Bistums zu gelangen; denn die Stadt Minden 
hatte in fortwährenden Streitigkeiten mit den Bischöfen zahlreiche 
Rechte und Freiheiten zu erlangen gewußt. Der 30 jährige Krieg 
hatte das Bistum schwer geschädigt. Seit 1633 befand sich die 
Stadt in den Händen der Schweden, die sie ganz wie erobertes 
Gebiet behandelten. Die Königin Christine von Schweden gewährte 
ihr 1645 volle Selbständigkeit aus geistlichem, politischem, bürger¬ 
lichem und gerichtlichem Gebiet. Als nun der Große Kurfürst nach 
Friedensschluß das Bistum feinem Lande einverleiben wollte, 
widersetzte sich die Stadt, auf ihre Rechte pochend. Trotz aller Be¬ 
mühungen wollten auch die Schweden die Stadt nicht verlassen, 
was zu zahlreichen Zwistigkeiten führte. Erst 1650, als der Kurfürst 
auf einer Reife an den Niederrhein die neuerworbenen Landesteile 
besuchte, konnte er Minden endgültig seinem Reiche angliedern und 
die Huldigung der Stände entgegennehmen. Jetzt erst räumten die 
Schweden die Stadt.
	        
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