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XIV. Westfalen in den Freiheitskriegen.
Land zwischen Weser und Rhein ernannt. Damit kam der rechte
Mann an den rechten Platz. An den bestehenden Einrichtungen
änderte er möglichst wenig, auch die Beamten ließ er in ihren
Stellungen, wenn sie Deutsche von Geburt und vaterländisch gesinnt
waren. Er betrachtete es als seine Hauptaufgabe, durch neugebildete
Regimenter aus der Provinz den Kampf gegen Napoleon zu
fördern. Dabei wurde er durch den Major Köhn von Jasky
umsichtig und tatkräftig unterstützt. Das Land zwischen Weser und
Rhein sollte 5 Landwehr-Jnsanterieregimenter zu 4 Bataillonen,
jedes zu 800 Köpfen aufbringen, ferner 5 Eskadrons Kavallerie zu
102 Mann. Jedes Landwehr-Infanterieregiment wurde außerdem
noch durch ein freiwilliges Jäger-Detachement verstärkt. Wie überall
in den preußischen Provinzen eilten auch in Westfalen die Frei¬
willigen in hellen Scharen zu den Waffen. Einige westfälische
Bataillone, wie in Hagen, bestanden fast ganz aus Freiwilligen.
Hinsichtlich der Zahl der Freiwilligen stand Minden-Ravensberg an
erster Stelle; denn hier kam auf 100 Einwohner 1 Freiwilliger,
in der Mark und den angrenzenden Gebieten auf 160, in Münster
auf 400, in Paderborn erst auf 1400 Einwohner.
Auch die Opferfreudigkeit der Bevölkerung zeigte sich im
hellsten Lichte; besonders zur Bekleidung und Ausrüstung der
Freiheitskämpfer wurden reiche Gaben an Geld und Gut gebracht.
Bis zum ersten Pariser Frieden brachten Ravensberg 100800,
Minden 13020 Reichstaler auf, es kamen also auf 100 Einwohner
über 20 Reichstaler. In der Mark waren die Geldbeiträge höher,
sie betrugen etwa 30 Taler, in Münster und Paderborn kamen nur
etwa 4 Taler auf 100 Einwohner. Mit der Bekleidung der Truppen
sah es trotz der Opfer übel aus, die meisten zogen in ihren Kitteln
ans, Uniformen und Waffen wurden ihnen erst im Felde geliefert.
c. Die Westfalen im Kampfe. Das erste westfälische Infanterie¬
regiment wurde in den Gauen der Grafschaft Mark gebildet. Dort¬
mund bildete das 1. Bataillon, Hagen das 2., Hamm das 3. und
Essen das 4. Von Dortmund aus rückte das Regiment in Holland
ein, wo der Oberstleutnant von Kleist das Oberkommando über¬
nahm. Die Mannschaften der Landwehr trugen blaue Jacken mit
grünem Kragen und ebensolchen Aufschlägen. Als Kopfbedeckung
hatten sie eine Tuchmütze mit einem Kreuz und dem Wahlspruch:
„Mit Gott für König und Vaterland." Bei Deventer erhielten sie
die Feuertaufe, rückten dann über den zugefrorenen Rhein nach
Süden und nahmen Herzogenbnsch ein. Als das Regiment in
Mecheln lag, kam die Nachricht von der Einnahme von Paris und
der Thronentsagung Napoleons.
Als 1815 von neuem der Krieg gegen den von Elba ent¬
wichenen Napoleon ausbrach, beschloß General von Steinmetz,
ans den westfälischen Regimentern eine Brigade zu bilden und
befahl seine Mannschaften nach Wesel. Das Regiment der Graf¬
schaft Mark war zuerst zur Stelle. Als Blücher in Jülich das