Full text: Bilder aus der Geschichte der Provinz Westfalen

II. Die Unterwerfung der Sachsen durch die Karolinger. 43 
hängen die Streitäxte, Schwerter und andere Waffen; im Hinter¬ 
gründe stehen die mutigen Streitrosse. Zahlreiche Edelsteine werfen 
ein magisches Licht durch die weite Felsenhalle, an deren Eingang 
zwei weißgekleidete Schlachtjungfrauen mit gezückten Schwertern 
Wache halten." Manchmal besteigt der alte Herzog des Nachts sein 
weißes Roß, seine Mannen folgen ihm, und in Windeseile fliegen 
sie über den Bergrücken dahin, in der Hand die Streitaxt schwingend. 
Wittekind sucht dann seine ehemaligen Burgen auf, aber traurig 
sieht er sie in Trümmern liegen. Sobald der Morgen naht, geht 
der Troß wie im Fluge zurück und steigt wieder nieder in den 
Bergesgrund. Die Anwohner sagen, es bedeute Krieg, wenn Witte¬ 
kind aus der Babilönie ausreitet. 
6. Die Verhältniße im äachsenlande nach dem Kriege. 
a. Verwaltung. 1. Groß waren die Veränderungen, die durch 
die Regierung Karls des Großen nach den Kriegsjahren im Sachsen¬ 
lande herbeigeführt wurden, wenn er auch die ererbten Rechte des 
Volkes möglichst zu schonen suchte. Viele Sachsen waren gefallen, 
viele hingerichtet, viele waren fortgeführt und im Frankenlande 
angesiedelt worden. Ein großer Teil des Grundes und Bodens war 
in den Besitz des fränkischen Königs gekommen. Die Güter, die er 
selbst behielt, wurden Krongüter oder Domänen. Einen Teil der 
eingezogenen Güter verlieh er an die Grafen, die das Land ver¬ 
walteten und unter denen viele sächsische Edle waren, oder an 
Klöster und die neugegründeten Bistümer. Diese Verleihung des 
erworbenen Grundbesitzes an die Grafen und Vasallen hatte die 
Vereinigung bedeutenden Besitzes in der Verwaltung einzelner 
Personen zur Folge. Dadurch breitete sich allmählich der Gro߬ 
grundbesitz in Westfalen immer mehr aus. Namentlich die geistlichen 
Grundherrschaften wurden durch große Schenkungen bereichert. Die 
großen Grundherren konnten ihren ausgedehnten Besitz nicht selbst 
bearbeiten, darum überließen sie wieder einzelne Teile zur Bewirt¬ 
schaftung an hörige Leute, die ihnen dafür Dienste leisten und Zins 
zahlen mußten. 
2. Auch durch die Heerbannpflicht wurde die Zahl der klei¬ 
neren abhängigen Besitzer vermehrt. Die Lasten, die durch die un¬ 
aufhörlichen Kriege den heerespflichtigen Freien auferlegt wurden, 
waren allmählich unerträglich geworden. Die Leute waren oft 
monatelang, mitten in der Ernte von ihrer Wirtschaft abwesend 
und mußten sich obendrein nicht nur selbst ausrüsten, sondern auch 
für drei Monate Lebensmittel mit sich führen. Das war natürlich 
von großem Nachteil für ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Die 
freien Bauern traten deshalb in Abhängigkeit- und Schutzverhältnis 
(Hode) zu großen Grundherren oder zur Kirche, wodurch sie von 
der unmittelbaren Heerbannpflicht befreit wurden, aber auch ihre 
Freiheit einbüßten. Dadurch trat eine große Abnahme der freien
	        
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