I. Aus den ältesten Zeiten.
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Er drückte das Volk durch harte Abgaben und empörte es durch
übermütige Behandlung. Auch römische Sprache und Gesetze suchte
er den Deutschen aufzudrängen und so die Unterjochung zu vollenden.
Er durchzog im Sommer mit Heergeleite das unterworfene Land
und hielt, als wäre er ein städtischer Prqtor auf dem Markte zu
Rom, in römischer Sprache nach römischen Gesetzen Gericht über
die freien Germanen, die gewöhnt waren, ihre Sache im Fehde¬
gange zu verfechten oder den Spruch ihrer Landgenossen zu emp¬
fangen, und Todesurteile selten, Körperstrafe gar nicht kannten. Die
römischen „Ruten und Beile" erregten bei den Germanen dumpfen
Groll, besonders bei den Cheruskern, aus deren Mitte denn auch der
Heimkehr der Deutschen aus der Schlacht im Teutoburger Walde. Gemälde von P. Thumann.
Verlag von Franz Hanfstaengl in München.
Mann erstand, der mit einem furchtbaren Schlage die römische Macht
in Deutschland zertrümmern sollte: Hermann oder Arminius, der
Sohn des Cheruskerfürsten Segimer.
Er hatte mit Schmerz erkannt, daß römische Sprache, Sitten
und Rechtspflege das deutsche Volkstum zu vernichten drohten, und
seiner glühenden Liebe zu seiner Heimat, seinem Volke gelang es
allmählich, die Cherusker, die Marsen, Chatten und Brukterer zu
einer weitverzweigten Verschwörung zu vereinigen, und unter der
Führung Hermanns wurde nun im Jahre 9 n. Chr. die große
Befreiungsschlacht im Teutoburger Walde geschlagen. Das ganze
römische Heer des Varus wurde vernichtet als Opfer der Ver¬
bitterung eines freien, schwer gereizten Volkes. Das stolze, welt¬
beherrschende Rom erzitterte wieder vor dem Einfall der Germanen
in Gallien wie zu den Zeiten der Cimbern und Teutonen. Der