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XVII. Die Entwickelung der westfälischen Industrie.
wie Hecker in Werden a. d. Ruhr geborene Oberkonsistorialrat
Natorp. 1806 wurde das Lehrerseminar in Soest eingerichtet.
1825 das katholische in Büren, 1830 das in Petershagen, 1839
das katholische in Langenhorst. In der Mtte des 19. Jahrhunderts
trat namentlich Friedrich Harkort (S. 167) tatkräftig im Landtage
für die Schule und die bessere Vorbereitung und Besoldung der
Lehrer ein. Er konnte darauf hinweisen, daß eine westfälische Berg¬
mannswitwe 26y3 Taler Jahrespension beziehe, eine Lehrerwitwe
nur 16 Taler. Bei seiner bedrängten Finanzlage konnte der Staat
aber nur geringe Mittel für die Schule verwenden.
Das geschah erst nach dem französischen Kriege. 1872 erschienen
die „Allgemeinen Bestimmungen", durch die Lehrerbildung und Volks¬
schulen einen großen Aufschwung gewonnen haben. Gewaltig schnell
wuchs die Bevölkerung der Provinz, namentlich im Industriegebiet.
Von 1901—1906 stieg die Zahl der Lehrer und Lehrerinnen in West¬
falen von 8237 auf 10309, die Zahl der Schüler von 575510 auf
607114. Die Folge war die Gründung von zahlreichen Lehrerseminaren,
deren es jetzt für jede Konfession 10 in der Provinz gibt; dazu tritt
noch eine ganze Reihe königlicher und städtischer Lehrerinnenseminare.
Auch die Zahl der höheren Lehranstalten wurde bedeutend ver¬
mehrt, und die Fortschritte im gewerblichen Leben führten zur
Gründung zahlreicher Fachschulen: Bergfchulen (Bochum, Siegen),
Baugewerkfchuleu (Höxter, Münster), Landwirtschaftsschulen
(Lüdinghausen, Herford), Maschinenbauschulen (Dortmund, Hagen),
einer höheren Handelsschule (Dortmund), einer'Kunstgewerbe¬
schule (Bielefeld). — Taubstummenanstalten sind in Peters¬
hagen, Soest, Langenhorst und Büren, Blindenanstalten in
Paderborn und Soest.
XVII. Die Entwickelung der westfälischen Industrie.
1. Die wirtschaftliche Entwickelung im allgemeinen.
a. Tie „geschlossene Hauswirtschaft". In alter Zeit bildete
jede Familie mit ihrem Gesinde für sich eine geschlossene Gemein¬
schaft, die unabhängig von den andern in häuslicher Arbeitsgemein¬
schaft die eigenen Bedürfnisse deckte. Was der Haushalt brauchte,
mußte er auch selbst erzeugen, fast nichts wurde gekauft oder ver¬
kauft. Die Familie, die damals größer war als heute, da sich oft
mehrere Geschlechter mit zahlreichem Gesinde unter einem Dache
vereinigten, stand in voller Abhängigkeit von ihrem Grund und
Boden. Keiner war lebensfähig, der nicht das Recht auf ein Stück
Land hatte. Wer ohne Besitz war, konnte nur als Höriger eines
Besitzenden seinen Lebensunterhalt finden. Der Besitz (Acker, Wasser,
Wald, Heide) lieferte die Nahrung und die Rohstoffe für alle