IV
Vorwort.
neueren Werken nenne ich die „Geschichte der Provinz West¬
falen" von Dr. Joseph Hartrnann, der ich bei der Anlage und Aus¬
arbeitung dieses Buches manche Anregung und Hilfe verdanke.
Was uns aber fehlt, ist eine Darstellung der Geschichte Westfalens,
die in bescheidenem Umfange gehalten und volkstümlich abgefaßt
ist und als Schul- und Familienbuch dienen kann. Ich glaube, daß
die vorliegende Geschichte da einem Bedürfnis entgegenkommt. Es
konnte nicht meine Aufgabe sein, auf dem Wege der Forschung neue
Tatsachen zu bringen, sondern es galt, das bereits Vorhandene der
heimatlichen Geschichtsforschung in zweckentsprechender Weise weiteren
Volkskreisen zugänglich zu machen, aus dem überreichen Quellen¬
material die geeigneten Stoffe für die Zwecke des Unterrichts und
der Volksbelehrung auszuwählen und in geeignete Form zu bringen.
Dabei habe ich keinen Anstand genommen, einzelne Sagen und Er¬
zählungen (Wittekind, Vincke) in ihrer feststehenden, überlieferten
Form wörtlich zu übernehmen.
Der Schule und dem Hause ist diese Geschichte gewidmet. In
der Methodik des Geschichtsunterrichts der Gegenwart findet der
Heimatgedanke mehr und mehr wachsende Beachtung und An¬
erkennung. Er soll sich auf der Heimatgeschichte aufbauen und sich
aus dieser ergänzen und durch sie beleben und vertiefen. Die ge¬
schichtliche Heimatkunde muß auf allen Stufen die allgemeine Ge¬
schichte des weiten Vaterlandes begleiten und sich in sie einfügen.
Das wird auch in neueren behördlichen Bestimmungen gefordert,
z. B. in den für die Neuordnung des-höheren Mädchenschulwesens
vom 18. August 1908, den Bestimmungen für das, Wttelschulwc;sen
vom 3. Februar 1910, dem Ministerialerlaß vom 31. Januar 1908,
den ministeriellen „Weisungen vom 21. Februar 1908 betr. die Schul-
revisionen" und dem Ministerialerlaß vom 2. September 1915:
„Stoffverschiebungen im Geschichtslehrplan zugunsten der neuesten
Geschichte." Mit dieser Geschichte erhalten die Schulen Westfalens
ein hoffentlich brauchbares Hilfsmittel, das in Anstalten jeder Art
und als Ergänzung zu jeder deutschen Geschichte benutzt werden
kann. Sie erscheint in einer größeren Ausgabe für die Hand des
Lehrers, für reifere Schüler, Schüler- und Volksbüchereien und das
westfälische Haus, und in gedrängter Kürze und Auswahl als
Schülerhest.
Da die Provinz Westfalen nach der Zertrümmerung des Herzog¬
tums Westfalen in eine Menge weltlicher und geistlicher Landes¬
herrschaften, die in der Folge ihre eigene Geschichte hatten und erst
nach und nach in die Geschichte des brandenburg-preußischen Staates
einmündeten, sich zersplitterte, war für meine Zwecke eine lückenlos
zusammenhängende Geschichte unserer Provinz unmöglich. Ich
konnte meist nur Einzelbilder, der Zeit nach geordnet, in anschaulich¬
ausführlicher Form bieten. Dabei wurden möglichst alle wichtigeren
Gebietsteile berücksichtigt und besonders das hervorgehoben, was für
das Verständnis gegenwärtiger Verhältnisse wertvoll ist.