Full text: Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte

366 43. Konstantin der Große. Julian der Abtrünnige. 
man ihn auch vor den Richter. Diesen rührte seine Jugend. „Kind," 
sprach er, „ich verzeche dir; auch dein Vater wird dir veraeben und 
n wenn du vernünftig bist. Dann wirst du einst 
sem Erbe fern. Allem der Knabe sprach: „Ich leide gern; Gott wird 
mich aufnehmen. — „Bist du denn nicht traurig, daß du aus dem 
ffnhpn “ en. — „Ich werde eine bessere Wohnung 
— „Aber furchtest du den Tod nicht?" — „Er führt mich 
zu einem schöneren Leben." Nun ließ ihn der Richter zum RichMafee 
fuhren, um ihn durch die Vorbereitungen zu seiner Verbrennung m 
schreckt Doch der junge Märtyrer blieb fest. Zu den Zuschauern, 
dre sich der Tranen nicht enthalten konnten, sprach er: „Ihr solltet euch 
lieber freuen; aber freilich wißt ihr nichts von jener Stadt, dahin ich 
aus den Flammen heraus, die ihn zu verzehren begannen, 
ertönte sein Ruf: „Ich bin ein Christ!" 
8. Befolgung unter Diokletian (f 305). Diese Verfolgung war 
die letzte aber auch die furchtbarste von allen; sie dauerte zehn Jahre. 
Diokletian, em Mann voll Kraft und Weisheit in allen weltlichen 
Dmgen, ließ steh von seinem finstern Schwiegersohn und Mitreaenten 
Galerius gegen die Christen aufhetzen. Die Leiden, welche jetzt über 
die Armen hereinbrachen, sind nicht zu beschreiben. Man umstellte, 
damit niemand entrinne, die Ortschaften und rief jeden einzelnen zum 
Opfern auf. Wer sich weigerte, starb langsam und unter ausgesuchten 
Qualen, ^n Phrygien war eine von lauter Christen bewohnte Stadt; 
sie winde umzingelt und mit allen Einwohnern verbrannt. „Die 
Mordschwerter wurden zuletzt stumpf und zerbrachen; die Henker mußten 
einander ablösen," so erzählt der Kirchengeschichtschreiber Eusebius als 
Augenzeuge. Die Christen aber stimmten ihrem Gott Lob- und Dank- 
lieber an bis zum letzten Atemzüge. Endlich begnügten sich die Ver¬ 
folger damit, ihnen das rechte Auge auszuftechen und sie in die Berg. 
werke zu schicken. Die Kaiser verkündeten durch prahlerische Inschriften 
den Sieg der Götter und die Ausrottung des christlichen Glaubens. 
Doch das war eitel Lüge; keine Macht der Hölle konnte die Kirche des 
Herrn überwältigen. Das mußten ihre grausamen Feinde zuletzt selber 
erkennen. Müde der schweren Regierungslast, legte Diokletian seine 
Krone meder; Galenits aber, der eigentliche Urheber der Verfolgung, 
verfaulte bei lebendigem Leibe. Zu den Qualen feiner Krankheit ge¬ 
sellten sich die noch schrecklicheren seines bösen Gewissens. Nun widerrief 
er die grausamen Verordnungen gegen die Christen; ja, er befahl in 
seiner Todesangst, diese sollten für ihn beten! 
43. Konstantin öer Große (306—337), Julian 
der Abtrünnige. 
1. Endlicher Sieg des Christentums (324). Schon Kaiser 
Diokletian hatte drei Mitregenten angenommen, so daß das Reich nun 
vier Kaiser hatte, von welchen zwei den Osten und zwei den Westen 
beherrschten. Einer der westlichen Kaiser war seit dem Jahre 30$
	        
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